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Trüffelanbau in der Lausitz

Trüffel aus Brandenburg ? Warum die Lausitz ideales Terrain bietet
Trüffel im Sandboden Der Frühlingstrüffel wächst auf sandigen, schwach sauren Böden – ideal für die Lausitz.
Landwirtschaft mit Perspektive Das Projekt zeigt, wie Trüffel zum neuen Einkommen für Betriebe in der Region werden könnten.
Wissenschaft begleitet mit Spürsinn Forschung, Trüffelhunde und genetische Analysen unterstützen den langen Weg zur ersten Ernte.

Der Frühlingstrüffel ist robust und wächst – im Gegensatz zu anderen Speisetrüffeln – auch auf sandigen, schwach sauren Böden. Damit eignet sich Tuber borchii hervorragend für die Lausitz und konnte hier auch bereits nachgewiesen werden. Die vor einigen Jahren angelegte Trüffelplantage in der Nähe von Drebkau wird in ihrer Entwicklung von Forschenden des ZALF wissenschaftlich begleitet. Die Hoffnung ist, dass der Trüffelanbau künftig eine weitere Einkommensquelle für landwirtschaftliche Betriebe in der Region werden wird und die Trüffel als regionale Köstlichkeit auf unseren Tellern landen.

„In der Regel dauert es etwa zehn Jahre bis sich Trüffel an den Wurzeln der Bäume bilden.“

– Katja Kühdorf, ZALF

Erik läuft, mit der Nase dicht am Boden, in Schlangenlinien über die Plantage mit den vielen jungen Eichen. Er sucht sehr intensiv und findet Schirmpilze, Boviste und einige kleine Stöckchen. Nur leider keine Trüffel. »Das ist absolut normal«, meint Katja Kühdorf vom ZALF. »In der Regel dauert es etwa zehn Jahre bis sich Trüffel an den Wurzeln der Bäume bilden.« 2020 pflanzte ihr Team insgesamt 800 junge, mit Sporen des Frühlingstrüffels mykorrhizierte Zerr- und Stieleichen in der Nähe von Drebkau. Die als eines der Projekte von Land-Innovation-Lausitz angelegte Trüffelplantage ist daher noch viel zu jung, als dass man jetzt schon Trüffel ernten könnte.

Der Frühlingstrüffel. Foto: Elena Regina (CC BY-SA 2.0)

Trüffel aus Brandenburg

Frische Trüffel aus der Lausitz? Genau das ist der Plan des Teams rund um Projektleiterin Katja Kühdorf. Denn der Frühlingstrüffel ist robust und wächst gut auf sandigen, schwach sauren Böden. Damit eignet sich Tuber borchii hervorragend für die Lausitz und kommt in der Region auch natürlich vor. Allerdings sind Trüffel in Deutschland geschützt und dürfen nur mit einer Ausnahmegenehmigung gesammelt werden. Damit daraus eine vermarktbare Delikatesse und möglichst eine neue Einnahmequelle für landwirtschaftliche Betriebe der Region werden kann, bedarf es einer eigens angelegten Plantage.

Dr. Katja Kühdorf (links) forscht am ZALF in der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Biogeochemie“ vor allem zu Pflanze-Pilz-Interaktionen (Ektomykorrhiza). Dr. Tine Grebenc (rechts) vom Forstinstitut Slowenien konzentriert seine Forschung auf die Vielfalt der hypogäischen Pilze (Trüffel) auf regionaler und globaler Ebene. Fotos: Elke Thiele


Durch steigende Temperaturen und vermehrte Dürreperioden geht die natürliche Trüffelbildung in den mediterranen Ländern vielerorts zurück. Zunehmend werden daher auch die Gebiete nördlich der Alpen für die Trüffelproduktion interessant und für die Lausitz könnte sich mit dem Trüffelanbau eine nachhaltige und wirtschaftlich interessante Perspektive eröffnen. Die ersten potenziellen Abnehmer stehen zum Beispiel in Berlin schon bereit, denn für Trüffel gilt: je frischer geerntet und je schneller verzehrt, desto besser. Kurze Transportwege sind daher sowohl aus ökologischer als auch aus Konsumentensicht von großem Vorteil.

Trüffelplantage in der Lausitz

Grundsätzlich ist beim Aufbau einer Trüffelplantage immer Geduld gefragt, denn die jungen Bäume müssen sich nach der Pflanzung erst an die neuen Umweltbedingungen gewöhnen. Vor der Neuanlage einer Plantage ist es unbedingt empfehlenswert, vorab eine Boden- und Standortanalyse zu machen. Der Frühlingstrüffel stellt geringere Ansprüche an den Boden als andere Trüffelarten und kommt auch mit einem pH-Wert unter 7,0 gut zurecht. Zudem ist ein sonniger Standort mit sandigem durchlässigem und vor allem auch nährstoffarmem Boden optimal. Tuber borchii ist durch seine Herkunft aus ursprünglich Süd- und Südosteuropa tolerant gegenüber Hitze und Trockenheit und eignet sich damit optimal für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Die LIL-Trüffelplantage in der Lausitz: Noch sind die Bäume zu jung, aber in Zukunft sollen an ihren Wurzeln Trüffel wachsen, unter anderem für die Berliner Gastronomie. Foto: Elke Thiele

In den ersten Jahren am neuen Standort kämpfen die jungen Eichen regelrecht ums Überleben und stecken ihre Kraft vorrangig in das Wachstum der Tiefenwurzeln, damit sie schnell in wasserführende Schichten gelangen. In dieser Anwuchszeit verlieren neu gepflanzte Bäume zunächst ihre Seitenwurzeln und damit auch die sich daran befindliche Mykorrhiza. Erst nach einigen Jahren bilden sie wieder neue Seitenwurzeln aus. Da Trüffel aber nur an diesen Feinwurzeln wachsen, lässt sich eine Erfolgsaussage in den ersten Jahren nach der Neuanpflanzung schwer treffen.


Was passiert in der Zwischenzeit?

Beim Trüffelanbau sind grundsätzlich noch etliche Fragen offen. »So gibt es beispielsweise Bäume, die halten die Mykorrhiza und es gibt Bäume, die halten sie nicht.« sagt Kühdorf. »Man weiß, dass es so ist, aber man weiß noch nicht warum.« Die Lausitzer Trüffelplantage wird in ihrer Entwicklung daher wissenschaftlich begleitet. So wird eine Hälfte der Fläche bewässert und die andere Hälfte nicht, um den Einfluss der Wasserversorgung auf das Wachstum des Trüffelpilzes zu untersuchen. Jedes Jahr untersucht das Projektteam auch die Mykorrhiza an den Wurzelsystemen.

Mykorrhiza – So helfen Eichen den Trüffeln beim Wachsen

Die Mykorrhiza ist die Symbiose zwischen den Wurzeln der Eichen und dem Trüffelpilz. Der Baum produziert mit Hilfe der Photosynthese Zucker, welchen er dann dem Trüffelpilz zur Verfügung stellt. Im Gegenzug erhält der Baum Stickstoff und Phosphor vom Trüffelpilz, der besser als die Baumwurzeln an Wasser herankommt. Dem Pilz hilft dabei sein feines Hyphengeflecht: unterirdische fadenförmige Zellen, die Nährstoffe und Wasser aufnehmen können. Ist der Anteil der Trüffelpilz-Mykorrhiza hoch, ist es auch sehr wahrscheinlich, dass die unterirdischen Trüffel wachsen können.


An einigen der jungen Bäume werden die Seitenwurzeln behutsam freigelegt, die davon entnommenen Proben werden später im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Zudem erfolgt eine genetische Analyse, um genau sagen zu können, um welche Mykorrhiza es sich jeweils handelt. Diese Untersuchungen lassen bereits heute Rückschlüsse dahingehend zu, ob sich der Trüffelpilz in Zukunft durchsetzen kann oder ob er eventuell von anderen Pilzen verdrängt werden wird. Da nach bisherigen Erkenntnissen die Mykorrhizierungsrate deutlich gesteigert werden muss, sollen jetzt an weiteren 140 Bäumen sogenannte Trüffelfallen eingesetzt werden. Hierbei wird vorsichtig ein mit Trüffelsporen angereichertes Substrat am Wurzelsystem eingebracht. Und dann heißt es abwarten.

Trüffelspürhund Erik im Training

Trüffelhund Erik hat an diesem Tag doch noch einige Trüffel gefunden. Um ihn zu trainieren, hat Trüffelexperte und LIL-Projektpartner Tine Grebenc selbst einige, eigens dafür mitgebrachte Trüffel vergraben, die der gut ausgebildete Hund allesamt entdeckt hat. Trüffelschweine kommen übrigens nur noch in einigen wenigen Regionen Frankreichs zum Einsatz und das meist nur aus Werbezwecken. Schweine als Trüffelsucher sind sehr viel schwerer zu kontrollieren als Hunde und wühlen den Boden oft so auf, dass keine Trüffel mehr nachwachsen können. Zudem fressen Schweine die Trüffel selbst zu gerne; diese Gefahr besteht bei Erik nicht. Wenn also in der Lausitzer Plantage hoffentlich bald Trüffel geerntet werden können, wird der vierbeinige Helfer genug für uns Menschen übriglassen.

Quelle: Der Beitrag ist zuerst erschienen auf dem querFELDein Blog. Den Originalbeitrag findest du hier.

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