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Tierwohl, CO2 und Klimaschutz

Das Paradox mit dem CO2-Fußabdruck

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Eine aktuelle Umfrage analysiert, welche Themen den Deutschen wichtig sind und worauf sie dafür verzichten würden. Wir fragen bei Landwirt Thomas Korte nach, wie er die Ergebnisse einschätzt

Civey-Umfrage der Deutschen Geflügelwirtschaft

Was liegt den Verbrauchern mehr am Herzen: Klimaschutz oder Tierwohl? Würden die Deutschen für mehr Tierwohl kein Fleisch mehr essen? Was erwartet die Gesellschaft von der Politik? 2500 Personen nahmen an der aktuellen Civey-Umfrage teil, die im Auftrag der Deutschen Geflügelwirtschaft im Oktober 2021 durchgeführt wurde. Wir haben einen Landwirt befragt, wie er zu den Forderungen steht und ob diese in der Praxis umsetzbar sind. Dabei kommt Erstaunliches heraus.

Masthähnchen aus verschiedenen Haltungsformen

Vier Hähnchenställe besitzt Thomas Korte im nördlichen Emsland. Rund 110 000 Hähnchen hält der Landwirt in den von modernsten Technologien gesteuerten Gebäuden. In zwei der Ställe werden die Tiere unter erhöhten Tierwohlaspekten etwas langsamer gemästet, insgesamt rund 50 Tage lang, während das andere Geflügel nach Tierwohlstufe 2 in 43 Tagen aufgezogen wird. Mit seiner Biogasanlage erzeugt der Landwirt die Energie für die Fußbodenheizung und die Luftbefeuchtungsanlagen in den Ställen. Picksteine und eine zweite Ebene sorgen dafür, dass die Tiere ihren typischen Gewohnheiten nachgehen können.

Mehr Tierwohl

„Ich finde es richtig, dass sich die Verbraucher Gedanken um mehr Tierwohl machen, deshalb werde ich einen Wintergarten bauen, damit die Hähnchen tagsüber draußen herumlaufen können. Geschützt werden sie dabei von einem Netz“, erzählt der Niedersachse. „Das Auslaufkonzept sehe ich als große Chance, das Verhältnis zu den Kunden zu stärken und in mehr Tierwohl zu investieren.“ Gleichzeitig aber muss Thomas Korte den ökonomischen Aspekt im Auge behalten. „Wir stellen immer wieder fest, dass qualitativ gutes Fleisch trotzdem nicht zu teuer sein darf, denn viele Verbraucher wollen einfach keine hohen Preise bezahlen.“

Keine Zahlungsbereitschaft und kein Verzicht

Das beweist auch die Umfrage. Zwar ist dem Verbraucher Tierwohl wichtig, aber bei der Zahlungsbereitschaft zeigt sich ein gespaltenes Bild unter den Befragten. Einig sind sich fast 80 Prozent der Befragten, dass sie auch für mehr Tierwohl und Klimaschutz NICHT auf ihren Fleischkonsum verzichten würden. „Tatsächlich bemerke ich, dass die Nachfrage nach Geflügel immer weiter steigt. Leider sind auch die Futterkosten gestiegen, was sich negativ auf unsere Rentabilität auswirkt“, sagt Hähnchenmäster Korte. Durchschnittlich werden laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Deutschland pro Kopf 23,3 kg Geflügelfleisch verzehrt. Im Bericht 2020 der BLE ist vermerkt: Im Gegensatz zu Schweinefleisch nimmt der Verbrauch von Hühnerfleisch in den letzten Jahren sukzessiv zu.

Tierwohl oder Klimaschutz?

Der größte Zielkonflikt zeigt sich allerdings bei der Frage, was den Verbrauchern wichtiger ist: Klimaschutz oder Tierwohl? Laut Umfrage sprechen sich die Befragten für mehr Tierwohl aus. „Doch genau hier liegt das Paradoxe“, erklärt der Landwirt. „Wenn wir die Tiere langsamer mästen und sie länger leben, dann erhöht sich automatisch der CO2- Abdruck. Das liegt daran, dass wir mehr Futter verbrauchen, also auch mehr davon produzieren müssen.“ Zwar erreicht der niedersächsische Landwirt in Sachen CO2-Fußabdruck eine gewisse Neutralität, da er eine Biogasanlage betreibt und damit eine Art Kompensation erreicht. Dennoch stellt er fest: „Je höher das Tierwohl, desto weniger Klimaschutz erreichen wir.“ Da die Verbraucher nicht auf den Fleischkonsum verzichten wollen, müsste die Politik für Anreize sorgen, damit die Landwirtschaft in Tierwohl sowie in erneuerbare Energien und umweltschonende Technologien beim Pflanzenanbau investiert, die für mehr Klimaschutz sorgen.

Herkunftskennzeichnung

Auch bei der Herkunftskennzeichnungspflicht ist die Politik gefordert. Denn in 60 Prozent der Fälle wissen die Verbraucher nicht, woher das Geflügelfleisch stammt, das auf ihren Tellern liegt, weil in Restaurants oder Kantinen die Herkunft des Fleisches nicht gekennzeichnet werden muss. „Wenn der Verbraucher sein Fleisch im Supermarkt kauft, geben Haltungsstufe und Herkunftsangabe Auskunft über das Tierwohl. Aber bestellt er Chicken Nuggets oder Hähnchenschnitzel im Restaurant, weiß der Kunde nicht, ob das Fleisch aus Asien oder Osteuropa stammt. Dort ist die Tierhaltung in der Regel allemal schlechter als bei uns. Aber deren Fleisch ist billiger, was sich für die hiesige Gastronomie und Kantinen besser rechnet“, so Korte. Deshalb fordert er eine Herkunftskennzeichnungspflicht für Geflügelfleisch auch beim Außer-Haus-Verkauf. Die Verbraucher unterstützen diese Forderung. „Mich wundert, dass die Verbraucherschützer in diesem Bereich noch nicht aktiver geworden sind“, merkt der Landwirt an.

Dieselben Regeln für alle

Das gilt auch für Regelungen innerhalb der EU. „Für alle EU-Mitgliedsstaaten müssten dieselben Auflagen gelten, was aber nicht der Fall ist“, sagt Korte. „Oder es dürfte bei uns nur das Fleisch aus den Ländern verkauft werden, bei denen dieselben Gesetze gelten wie bei uns.“ Auch hierin sind sich der Landwirt und die Verbraucher einig. 78,2 Prozent der Befragten fordern mehr Transparenz über Herkunft und Haltung beim Außer-Haus-Verzehr von Fleisch.

Tags: Tier, Ernährung, Klima, Klimawoche

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