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Klimaschutz für Landwirte

Der Landwirt als Klimawirt

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Wussten Sie, dass Deutschland rund 25 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr aus Produktionsländern importiert, in denen der CO2- Ausstoß inklusive Transport um 40 Prozent höher liegt, als wenn das Korn in Deutschland angebaut würde? Diese Tatsache nehmen wir als Verbraucher stillschweigend in Kauf und fordern dennoch mehr nachhaltiges Handeln von unserer Agrarwirtschaft.

Die CO2–Bilanz der Landwirtschaft – besser als gedacht

Dabei ist die CO2 – Bilanz der deutschen Landwirtschaft ist besser als ihr Ruf. Die Ursachen und Lösungen für den CO2- Ausstoß und dessen Minderung liegen in der Landwirtschaft nah beieinander. In den landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland sind etwa 2,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Damit bevorraten die Böden mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie der gesamte Baumbestand in deutschen Wäldern und mehr als das Dreifache der CO2 – Menge, die in ganz Deutschland pro Jahr freigesetzt wird.

Landwirt als Klimawirt KopieLandwirt als Klimawirt (1)

Methan als größter Treibhausgasverursacher

Einen Großteil des Treibhausgasausstoßes innerhalb des Landwirtschaftssektors machen laut Umweltbundesamt Methan – Emissionen mit rund 50 Prozent aus. Sie entstehen hauptsächlich bei Verdauungsprozessen von Wiederkäuern, durch den Einsatz von Wirtschaftsdünger sowie durch Lagerungsprozesse von Gärresten aus nachwachsenden Rohstoffen der Biogasanlagen. Lachgas – Emissionen kommen anteilig zu 45,6 Prozent vor. Sie fallen vor allem bei der Ausbringung von mineralischen und organischen Düngern sowie beim Wirtschaftsdüngermanagement an, zudem bei Lagerungsprozessen von Gärresten.

Die Landwirtschaft steht vor der Herkulesaufgabe, mit weniger Dünger, weniger Pflanzenschutzmitteln und möglichst ohne fossilen Kraftstoff höhere Erträge erzielen zu müssen. Eine komplexe Angelegenheit, für die der grüne Daumen und das Geschick des Landwirts allein nicht mehr ausreichen.

Schlaue Maschinen helfen

Digitale Datenanalysen, Motoren für erneuerbare Kraftstoffe und viele schlaue und präzise Maschinen helfen, das Klima und die Umwelt zu verbessern. Die Landtechnik unterstützt die Landwirtschaft, indem sie technologische Lösungen entwickelt, die smart, zentimetergenau und effizient sind. Roger Stirnimann, Dozent für Agrartechnik an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft (HAFL) in Bern, ist Experte auf diesem Gebiet. „Im Bereich Pflanzenschutz und Düngung sorgt die Landtechnik dafür, dass die unverzichtbaren Mittel effizienter ausgebracht werden können“, erklärt der Schweizer Technologieexperte. Das heißt, bei einer Feldspritze lassen sich zum Beispiel einzelne Düsen ausschalten, sodass nur dort Mittel ausgebracht werden, wo sie definitiv gebraucht werden. Auch Mehrfachüberspritzungen an Fehlenden oder unförmigen Parzellen werden so verhindert.

Drohneneinsatz auf dem Feld

Wo Pflanzenschutzmittel oder Dünger benötigt werden, erkennen die Landwirte mithilfe von Drohnen- und Satellitenbildern oder anderen Kamerasystemen. Die Fotos machen die unterschiedliche Vegetation auf den Feldern sichtbar, darunter auch Unkräuter. Ein echter Durchbruch ist der Landtechnik mit einer physikalischen Analysemethode gelungen. Sie trägt den komplizierten Namen Nahinfrarotspektrometrie (NIRS). Hiermit lassen sich Inhaltsstoffe, etwa von Gülle, ganz exakt bestimmen. Das heißt, der Landwirt erfährt, wie hoch der prozentuale Anteil zum Beispiel an wertvollem Stickstoff in dem organischen Dünger ist, den er auf dem Acker ausbringen will.

Mit Lichtreflexion Nährstoffdefizite erkennen

Mit einer anderen digitalen Lösung erkennt der Landwirt mittels Lichtreflektion anhand der Farbe der Pflanze, ob sie zusätzlichen Nährstoffbedarf hat. Alle gesammelten Daten werden in digitalen Applikationskarten zusammengeführt, sodass die Nährstoff- und Pflanzenschutzausbringung durch dieses datenbasierte Steuerungssystem ganz präzise und bedarfsgerecht gemanagt werden kann. „Die moderne Landwirtschaft ist heute gleichzusetzen mit einer komplexen Produktion, wie wir sie für andere Güter kennen, nur dass diese im Freien stattfindet“, kommentiert der Agrartechnikexperte.

Mehr Nachhaltigkeit durch moderne Landtechnik

Darüber hinaus wird der Ackerbau mit der Digitalisierung und der zentralen Datenverwaltung auch transparenter und nachhaltiger. Die Landwirte könne ihre Maßnahmen exakt dokumentieren und dem Verbraucher offenlegen. Wir fortschrittlich die Landtechnik ist, belegt ein weiterer nachhaltiger Entwicklungsprozess. „Seit vor 25 Jahren die EU – Abgasregelungen erlassen wurden, konnten die Emissionen bei Dieselmotoren bis heute um über 95 Prozent gesenkt werden. Die Motoren sind gleichzeitig effizienter geworden, wodurch sich automatisch der CO2 – Ausstoß verringert“. Erklärt Stirnimann.

Ein Beispiel: vergleicht man die Mähdrescher aus den 80er – Jahren mit den modernen Erntemaschinen von heute, weisen diese inzwischen mehr als doppelt so hohe Leistungen auf. Die innovativen Weiterentwicklungen sorgen wiederum dafür, dass beispielsweise für das Ernten von einer Tonne Weizen weniger Diesel verbraucht wird. Neu ist auch die Entwicklung von Vielstoffmotoren, die mit Biodiesel oder Pflanzenöl betrieben werden.

Ackerland bindet Kohlendioxid

Eine unverzichtbare Funktion für den Klimaschutz ist das Ackerland selbst, weil es Kohlendioxid binden kann. Daher ist es wichtig, den Boden nicht extra zu belasten beziehungsweise nicht zu verdichten. „Dies gelingt zum Beispiel mit sogenannten Reifendruckverstellanlagen“, sagt der Dozent. „Auf der Straße benötigt ein Traktor mit einem angehängten Güllefass einen hohen Reifendruck, um sich effizient fortbewegen zu können. Befindet er sich aber auf dem Feld, sollten die Maschinen eine möglichst große Reifenaufstandsfläche aufweisen, um den Boden nicht zu verdichten. Erreicht werden kann dies mit einem niedrigen Reifendruck, der mit der Verstellanlage während der Fahrt reguliert werden kann.

Raupen gegen Verdichtung

Eine Alternative sind Raupenlaufwerke, dank welcher die Maschinengewichte auf eine noch größere Fläche verteilt werden können“, erklärt Roger Stirnimann. „Raupentrecker machen überall dort Sinn, wo sehr große Ackerflächen zu bearbeiten sind. Sie sparen Energie und schonen den Boden. Aber auch bei selbstfahrenden Erntemaschinen wie Mähdreschern, Zuckerrübenvollerntern und Feldhäckslern sind die raupen im Einsatz, da diese Maschinen schnell Gewichte von über 25 Tonnen erreichen“, sagt Stirnimann.

Grundsätzlich besteht der Boden zu 50 Prozent aus Hohlräumen, die entweder mit Wasser oder Luft gefüllt sind. In einem verdichteten Boden kann Regenwasser weniger schnell versickern. Erosionen an Hängen und Staunässe in der Ebene sind die Folge. Wenn der Boden zu wenig Luft enthält, können sich die Wurzeln weniger gut ausbreiten, die Pflanzen wachsen schlechter. Die Verdichtung bedeutet nicht nur geringere Erträge, sondern auch weniger Bindung von Kohlenstoff.

Dies sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, wie die Landtechnik sich mit den Herausforderungen der Landwirtschaft und der Verpflichtung zu mehr Klima- und Umweltschutz auseinandersetzt.

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Tags: Innovation/Digitalisierung, Klima

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