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FINKA-Projekt

Was Landwirt:innen durch FINKA über Artenvielfalt lernen
Landwirt:innen testen neue Wege Im FINKA-Projekt arbeiten ökologische und konventionelle Betriebe im Tandem zusammen – für mehr Artenvielfalt.
Verzicht auf Pflanzenschutzmittel Auf den FINKA-Versuchsflächen setzen Landwirt:innen seit 2020 auf mechanische Unkrautbekämpfung statt Chemie.
Erste Ergebnisse ermutigen Untersuchungen zeigen: Auf FINKA-Flächen blühen deutlich mehr Pflanzenarten, ohne dass Erträge leiden.

Das Projekt zur Förderung von Insekten im Ackerbau, kurz FINKA genannt, setzt sich für mehr Artenvielfalt auf dem Acker ein. Konventionell und ökologische Landwirtschaftsbetriebe arbeiten dabei als Projekt-Tandem Hand in Hand.

„Das FINKA-Projekt bietet uns die Chance, herauszufinden, welche Unkräuter tolerierbar sind und wie mechanische Unkrautbekämpfung funktioniert, sodass wir zukünftig weniger Pflanzenschutzmittel auf unseren Feldern einsetzen müssen.“

Charlotte Schumacher

Mit einem tiefen summenden Brummton setzt eine Hummel zur Landung an. Vorsichtig tastet sie mit ihren feinen Beinen die Oberfläche ab und zwängt anschließend ihren pelzigen Körper in den Eingang einer der übereinanderliegenden schmalen Schilfröhrchen. Die Nisthilfe, mit der unterschiedliche Fluginsekten wissenschaftlich erfasst werden sollen, ist nur eine von vielen, die mitten auf dem FINKA-Projektfeld von Landwirtin Charlotte Schumacher steht.

Mit Hilfe solch eines Insektenhotels werden Insekten im FINKA-Projekt erfasst

Die 30-Jährige aus Lüdersen bei Hannover leitet im Nebenerwerb gemeinsam mit ihren Eltern einen konventionell geführten 120 Hektar großen Ackerbaubetrieb. Neben Zuckerrüben, Winterweizen, Dinkel, Raps und Mais baut die studierte Landwirtin als besondere Spezialität Aroniabeeren an. In den Frühjahrs- und Sommermonaten kommen noch der Anbau und der Direktverkauf von Spargel und Erdbeeren dazu.

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel

Als stellvertretende Vorsitzende des Landvolks Hannover macht sich Charlotte Schumacher für eine innovative und nachhaltige Landwirtschaft stark. Seit 2020 gehört die zukünftige Hofbesitzerin, die hauptberuflich als Vertriebsexpertin für ein Gemüsesaatzuchtunternehmen tätig ist, zu den 30 niedersächsischen Betriebspaaren von FINKA.

Landwirtin Charlotte Schumacher verzichtet auf der FINKA-Versuchsfläche auf chemischen Pflanzenschutz

Das Besondere an der Initiative zur Förderung von Insekten im Ackerbau: Im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ arbeiten jeweils ein konventionell und ein ökologisch wirtschaftender Betrieb als Projektpartner zusammen. Ziel ist es, sich regelmäßig fachlich auszutauschen und gemeinsam Lösungen zur Förderung der Biodiversität auf den Feldern zu erarbeiten.

Während des fünfjährigen Projektzeitraumes verzichten die konventionellen Landwirtschaftsbetriebe auf einer FINKA-Versuchsfläche auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gegen Insekten und Unkräuter. Unterstützung bei der Bewirtschaftung der Versuchsflächen erhalten sie von den Bio-Landwirtinnen und Landwirten aus der nahen Umgebung. Diese zeigen ihren Berufskolleginnen und Kollegen Möglichkeiten auf, wie die Eindämmung von unerwünschten Ackerbeikräutern auf den Versuchsflächen erfolgreich gelingen kann. Dafür stellen sie den konventionellen Partnerbetrieben auch spezielle Arbeitsgeräte wie zum Beispiel Striegel- und Hacktechnik für die Unkrautbekämpfung zur Verfügung.

Mechanische Unkrautbekämpfung

Für Charlotte Schumacher ist das finanziell vom Bundesamt für Naturschutz, dem Bundesprogramm leben.natur.vielfalt und dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz geförderte Projekt eine spannende Möglichkeit, alternative Bewirtschaftungsmethoden zu erproben.

„Schon meine Eltern waren offen für neue Wege und haben frühzeitig auf Zwischenfrüchte sowie auf Blüh- und Wildäsungsstreifen gesetzt. Auch ich interessiere mich für alles, was unseren Betrieb wirtschaftlich weiterbringen kann und die Umwelt schützt“, erklärt die engagierte Agrarökonomin. „Das FINKA-Projekt bietet uns die Chance, herauszufinden, welche Unkräuter tolerierbar sind und wie mechanische Unkrautbekämpfung funktioniert, sodass wir zukünftig weniger Pflanzenschutzmittel auf unseren Feldern einsetzen müssen.“

Die FINKA-Flächen werden mechanisch bearbeitet.

Dafür hat die niedersächsische Landwirtin eine zwei Hektar große FINKA-Fläche gut sichtbar abgesteckt. Das ist fast so groß wie drei Fußballfelder zusammen. Während die angrenzende Vergleichsfläche gewohnt konventionell bewirtschaftet wird, verzichtet Charlotte Schumacher seit über vier Jahren auf dem FINKA-Teilstück auf die Verwendung von Insektiziden und Herbiziden. Statt chemisch mit der Spritze gegen Unkräuter auf dem Acker vorzugehen, wurden verschiedene mechanische Arbeitsprozesse getestet. Eng begleitet durch das FINKA-Projektnetzwerk erhält die Landwirtin wertvolle Hilfestellung.

Die FINKA-Flächen werden mechanisch bearbeitet.

Biodiversität und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus

„Auf der Testfläche treffen mein Vater und ich uns regelmäßig mit den Experten. Dort werden die Unkräuter und Schädlinge analysiert und anschließend die notwendigen Maßnahmen ausführlich miteinander diskutiert“, erklärt die FINKA-Teilnehmerin. „Von unterschiedlichen Striegeltechniken bis hin zum Einsatz von Sternrollhacken, zusammen entwickeln wir immer neue Ideen und erproben diese.“

Auf zahlreichen öffentlichen Feldtagen in ganz Niedersachsen konnten die bisherigen Erkenntnisse an interessierte Landwirtinnen und Landwirte weitergegeben werden. „Die Resonanz ist groß. Bei unserem letzten Feldtag waren über 40 Berufskollegen anwesend“, berichtet Charlotte Schumacher weiter.

Die im FINKA-Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden mit anderen Landwirt:innen geteilt

Eine wichtige Erkenntnis, die sie während des FINKA-Projekts gewann ist, dass sich Artenvielfalt und landwirtschaftliche Erträge kombinieren lassen. „Eine erste grobe Auswertung für unseren Betrieb hat ergeben, dass eine mechanische Unkrautbekämpfung und ein geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln keinen negativen wirtschaftlichen Effekt haben.“

Und das, obwohl sie für die mechanische Anwendung doppelt so viel Zeit benötigen, als wenn sie Pflanzenschutzmittel ausbringen würden. Die anfänglichen Zweifel sind durch die Ergebnisse gewichen, das Bewusstsein für alternative Unkraut- und Schädlingsbekämpfung wurde durch das FINKA-Projekt gestärkt.

„Gerade was Schädlinge angeht, hatten wir zunächst große Bedenken. Wir haben jedoch gemerkt, dass nicht gleich alles untergeht, wenn die Rapsglanzkäfer oder die Erdflöhe auf den Feldern unterwegs sind. In Zukunft werden wir deshalb noch genauer abwägen, ob und wieviel wir auf unseren Feldern spritzen oder ob mechanische Arbeitsschritte mit Striegel oder Hacke ausreichend sind. “

Wie sich die FINKA-Bewirtschaftungsweise auf die Ackerbegleitpflanzen und damit auf die Insektenvielfalt positiv auswirkt, wird durch wissenschaftliche Untersuchungen der Georg-August-Universität Göttingen und vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels ausgewertet. Die finalen Zahlen sollen Ende 2025 vorliegen.

Ein Zwischenergebnis zeigt bereits, dass durchschnittlich 22 Begleitpflanzen pro Quadratmeter auf FINKA-Versuchsflächen blühen, auf der konventionell bewirtschafteten Vergleichsfläche gibt es dagegen nur ein blühendes Exemplar.

FINKA-DATEN auf einen Blick
  • Ziel: Förderung der Biodiversität im Ackerbau durch Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel (Herbizide und Insektizide)
  • Projektdauer: 2020 bis 2025
  • Teilnehmer: 30 konventionelle und 30 ökologische landwirtschaftliche Betriebe aus Niedersachsen, die als Tandem zusammenarbeiten
  • Maßnahmen: Mechanische Unkrautregulierung erfolgt auf der FINKA-Fläche in Zusammenarbeit mit dem ökologisch wirtschaftenden Betrieb. Gemeinsam mit den Ackerbauberatern werden Fragen zur Fruchtfolge, Aussaat, Sortenwohl etc. diskutiert und umgesetzt.
  • Insektenvielfalt: Die Insekten werden mit Nisthilfen, Kreuzfenster-Flugfallen und Bodenfallen erfasst und ausgewertet.
  • Weitere Infos unter www.finka-projekt.de

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