Die Landwirtschaft hat zwei gesellschaftliche Aufträge: Sie ist für die Ernährung der Bevölkerung verantwortlich und sie soll dabei auch das Klima und die Umwelt schützen. Wie moderne Technik den Landwirtinnen und Landwirten bei diesen Aufgaben hilft, beschreibt Dirk Henke.
Wenn auf der digitalen Ertragskarte aus dem Mähdrescher dunkelgrüne Flächen ausgewiesen werden, ist das ein gutes Zeichen. Denn es bedeutet, dass die ackerbaulichen Maßnahmen, die Dirk Henke auf den Feldern der Lübs Agrar GmbH und des Tochterbetriebs LBG Göhren durchgeführt hat, erfolgreich waren und mit einem hohen Ernteertrag belohnt wurden. Sind allerdings rote Stellen vermerkt, hat der Landwirt dort wenig geerntet. Oft sind der magere, sandige Boden und die Trockenheit der Grund dafür. Landwirt Henkes Arbeitsplatz ist die Natur. Diese zu verstehen und gleichzeitig effizient und nachhaltig zu wirtschaften, beeinflusst seine Entscheidungen auf dem Feld. Dabei unterstützt ihn moderne, digitale Technik.
Rund 3000 Hektar Ackerland und Grünland gehören zu den beiden Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern, die der Landwirt gemeinsam mit Andreas Helmhold sowie 22 Mitarbeitenden bewirtschaftet. Auf der Fläche, die fast so groß ist wie der Ostseeort Bad Doberan mit knapp 13000 Einwohnern, bauen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Wintergerste, Winterweizen, Winterraps und Mais an. Die Ernten werden unterschiedlich genutzt. Während der Mais an die Rinder und Milchkühe des Hofs verfüttert beziehungsweise an Biogasanlagen in der Region geliefert wird, verkaufen Henke und Helmhold die erwirtschafteten rund 6000 Tonnen Getreide und die rund 800 Tonnen Raps an Nahrungsmittelproduzenten.
Zwischenfrüchte und Fruchtfolgen
Bei Böden mit einem hohen Sandanteil und einer Bewertung von nur 28 Punkten (von 100 Punkten) sowie geringen Niederschlägen müssen die Maßnahmen auf dem Feld gut überlegt sein. Denn sandiger Boden hält das Wasser nicht so gut. Außerdem muss die Humusschicht, die für das Pflanzenwachstum wichtig ist, durch passende Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte aufgebaut werden.
Zwischenfrüchte werden zwischen der Ernte und der nächsten Aussaat angebaut und in den Boden eingearbeitet, ähnlich wie Kompost im Garten. Ist die Erwartung an den Ertrag im Durchschnitt der letzten Jahre eher gering, passt Landwirt Henke die Fruchtfolge – also die Auswahl der angebauten Feldfrüchte – entsprechend an, damit der Boden genug Nährstoffe bekommt und gleichzeitig einer Bodenerosion vorgebeugt wird.
Fahrende Computer
Bei der Ernte setzt er intelligente, moderne Landmaschinen ein, zum Beispiel drei Fendt Ideal 9T Mähdrescher, die eine Arbeitsbreite von je 12,20 Metern aufweisen. Die Maschinen sind extra mit einem Raupenlaufwerk wie bei einem Bagger ausgestattet. Damit wird das Gewicht des Mähdreschers besser verteilt und der Boden samt der Kleinstlebewesen geschont. Ein Mähdrescher ist fast wie eine kleine mobile Fabrik mit vielen digitalen Funktionen, die die Arbeit erleichtern. „Finanziell ist so ein fahrender Computer mit dem Erwerb eines Eigenheims vergleichbar“, erzählt Henke.
„Diese Maschinen sind einfach genial. Früher haben wir sieben Mähdrescher im Einsatz gehabt, um die gleiche Leistung zu erbringen. Das hat natürlich viel mehr Kraftstoff und mehr Mitarbeiter erfordert.“
Kraftstoffeinsparungen und mehr Präzision
Allein auf dem Betrieb Lübs mit seinen 1800 Hektar spart Henke durch die moderne Landtechnik 7000 bis 8000 Liter Diesel pro Jahr ein. „Dank der zehn Fendt Vario Traktoren, die wir im Einsatz haben, arbeiten wir im optimalen Leistungsbereich und verbrauchen dadurch auch entsprechend weniger Kraftstoff.“
Zum optimierten Betrieb trägt vor allem die von Satelliten gesteuerte GPS-Technik bei. Sie hilft, auf der Ackerfläche die volle Arbeitsbreite der Maschinen auszunutzen, wodurch sehr viel weniger Ernteverluste entstehen.
Hightech auf dem Acker
Digitale Daten, die über GPS, Drohnen oder Sensoren gesammelt werden, regeln punktgenau die Düngermenge des Mineraldüngerstreuers oder der Pflanzenschutzspritze. So geben beispielsweise Bodenfruchtbarkeitskarten Aufschluss über den Nährstoffgehalt, pH-Wert oder andere Merkmale von Feldern. Das hilft bei der Wahl des geeigneten Saatguts und des passenden Düngers.
„Mithilfe der digitalen Daten können wir bedarfsgerecht und nachhaltig agieren. Sogar bei der Aussaat versuchen wir, gezielter zu arbeiten, indem wir über eine Software ermitteln, wie viel Körner wir auf einem bestimmten Quadratmeter ausbringen sollen. Das macht den Vorgang noch effizienter“, erzählt Dirk Henke.
Höhere Erträge bei immer weniger Ackerflächen, dazu die negativen Einflüsse des Klimawandels: Die Herausforderungen für die Landwirtschaft werden immer größer. Hier hilft das Wissen um die Bedürfnisse der Pflanzen ebenso wie Hightech auf dem Acker in Form bodenschonender, aber leistungsstarker Traktoren und mitdenkender Mähdrescher. Diese bringen die Ernte ein und ermitteln dabei bereits die Daten als Basis für die Anbauplanung der folgenden Saison.
Mit ihren Fähigkeiten tragen die modernen Landmaschinen somit entscheidend dazu bei, die Ansprüche an mehr Nachhaltigkeit und gleichzeitig hohe Produktivität in der Landwirtschaft zu erfüllen.