Es gibt zwei Millionen private Waldeigentümer in Deutschland. Sie hegen und pflegen dieses besondere Ökosystem mit viel Liebe und Aufwand. Nils Thun aus Schleswig-Holstein ist einer von ihnen.
Wenn Nils Thun am verborgenen Horst des Schwarzstorchs vorbeikommt, freut er sich jedes Mal. Immerhin leben laut Naturschutzbund nur rund 800 bis 900 Brutpaare der scheuen Waldbewohner in ganz Deutschland. Und dieses schwarz schillernde Paar hat sich ausgerechnet seinen 30 Hektar großen Wald als Wohn- und Brutstätte ausgewählt, genau wie der rotbraun gefiederte Greifvogel, ein Rotmilan, und dazu Rotwild, Füchse, Hasen und Marder.
„Nur Wildschweine gibt es bei uns nicht“, berichtet der 31-Jährige, der gemeinsam mit seinem Vater den seit knapp 500 Jahren im Familienbesitz befindlichen Hof im schleswig-holsteinischen Tappendorf betreibt. Er ist der mittlere von drei Brüdern. Während es für Nils schon früh feststand, in die Fußstapfen seines Vaters Hans-Jürgen zu treten, haben sich seine Brüder Henrik und Ole für andere Berufe entschieden.
Pflanzenschutz selbst gemacht
Auf dem Thun-Hof im Ostseekreis Rendsburg-Eckernförde werden Ackerbau und Schweinemast betrieben. Unweit des Dorfs befindet sich ein Naturjuwel, das zu den schönsten Schmuckstücken des Betriebs zählt: ein intakter Laubmischwald, der hauptsächlich aus Eichen, Buchen, Eschen, Lärchen und Fichten besteht und über keine öffentlichen Wege verfügt.
Knapp zwei Millionen private Waldeigentümer gibt es laut der Familienbetriebe Land und Forst e. V. in Deutschland. Deren Flächen umfassen fast die Hälfte des gesamten Waldbestands in Deutschland.
Die Besitzer pflegen und schützen diesen einmaligen Rückzugsort für Tiere und Pflanzen, der Tausende Tonnen an Sauerstoff produziert, Kohlenstoff speichert und einen klimafreundlichen Rohstoff liefert.
„Wenn ich bei einem Baum die Jahresringe zähle und bei 250 ins Trudeln gerate, dann ist das schon sehr eindrucksvoll“, erzählt Nils Thun. „Auch der weiche Waldboden mit seinem hohen Humusgehalt fasziniert mich immer wieder“, bekundet der junge Agrarwissenschaftler. Aus diesem Grund versucht er, die guten Eigenschaften des Waldbodens auf den Acker zu übertragen.
Dafür löst er Stücke des Waldbodens in speziell angereichertem Wasser auf und vermehrt darin die Mikroorganismen. „Danach spritze ich das mit den Mikroorganismen des Waldes angereicherte Wasser auf dem Acker aus“, erklärt er.
„Ich stelle tatsächlich fest, dass die behandelten Pflanzen stresstoleranter und vitaler werden und ich dadurch chemischen Pflanzenschutz reduzieren kann.“
Ein Wald als Hobby
Jedes Jahr im Sommer, wenn alles grünt, durchläuft der Landwirt gemeinsam mit seinem Vater den Wald und markiert Bäume, die krank sind, zu eng stehen oder anderen das Licht nehmen. Im Winter werden diese dann gefällt, zerlegt und auf einem Holzplatz sortiert.
„Der Förster übernimmt die Holzvermarktung“, sagt Thun junior. Es gebe sogar Holzauktionen, auf denen besonders schöne Stämme an Edeltischlereien versteigert würden, erzählt er. Im Frühjahr und Herbst pflanzt der Landwirt neue Bäume. Deren junge Stämme werden zum Schutz ummantelt. Die Arbeit im Wald sieht der Schleswig-Holsteiner als reines Hobby an.
„Wir verdienen nicht an unserem Forst. Aber es ist ein tolles Gefühl, einen eigenen Wald zu haben, in dem es so friedlich zugeht und die Welt noch intakt zu sein scheint.“