Was ist denn hier los?, fragt sich so mancher Spaziergänger, der an einem bestimmten Feldabschnitt von Peter Buschei entlangschlendert. Hier wuchert das Unkraut scheinbar wild und und unkontrolliert vor sich hin. Von Nutzpflanzen keine Spur. Sie sind bereits so stark vom Unkraut verdrängt worden, dass sie gar nicht mehr auffallen. Zur Aufklärung der Öffentlichkeit hat der Landwirt eine sogenannte Null-Parzelle angelegt. Auf ihr werden die Kulturpflanzen weder gedüngt noch mit Pflanzenschutzmitteln versorgt. Auch ein aufgestelltes Schild der Aktion „Schau ins Feld!“ klärt über die Folgen auf, wenn Landwirte auf den Einsatz von Herbiziden und Dünger verzichten.
„Die Gesellschaft glaubt, dass wir Landwirte auf unseren Feldern lieber zu viel als zu wenig Dünge- und Pflanzenschutzmittel ausbringen und uns keine Gedanken über die Umwelt machen. Genau das Gegenteil ist der Fall“, unterstreicht der Familienvater, der mit seiner Frau Christine einen Betrieb mit 136 Hektar Acker- und 7,5 Hektar Weinbau in Osthofen bei Mainz betreibt. Überhaupt könne es sich kein Landwirt leisten, willkürlich und mutwillig mehr Schutz- und Düngemittel als notwendig einzusetzen, weil die Substanzen zu teuer seien. Dünger kostet um die 150 Euro pro Hektar. Außerdem seien sich gerade die Landwirte, die von einer intakten Natur abhängig sind, ihrer Sorgfaltspflicht und Verantwortung gegenüber sehr genau bewusst, argumentiert der Winzermeister.
Die Natur für die Natur arbeiten lassen
Der gelernte Maschinenbautechniker macht sich ständig darüber Gedanken, wie er so umweltbewusst wie möglich arbeiten kann. Deshalb baut er inzwischen nicht nur vier bis fünf Hauptkulturen jährlich an, sondern acht: Sommer- und Wintergerste, Weizen, Hartweizen, Dinkel, Erbsen, Zuckerrüben und Körnermais. Das bedeute zwar höhere Investitionen und Mehrarbeit, sagt der Landwirt, aber sorge auch für mehr Biodiversität. Mit dem ständigen Wechsel der Kulturen stärkt er automatisch die Pflanzen- und Insektenvielfalt.
Auch die Zwischenfrüchte wählt Buschei ganz gezielt aus. „Wir liegen in einem Trockengebiet, in dem der Boden fest ist und zu Verschlämmungen neigt.“ Um die Erde möglichst gar nicht bearbeiten zu müssen, baut er zum Beispiel Leinsamen in die Mischung mit ein. „Die Zwischenfrucht wurzelt sehr tief und löst damit Verdichtungen im Boden. Außerdem kann das Regenwasser sehr gut durch die Gänge versickern, die sich entlang der Wurzeln bilden.“ Die lila blühende Phaceliapflanze, als Gründüngung bekannt, ist nicht nur ein Farbtupfer auf den Feldern, sondern bedeckt auch nach dem Frost den Ackerboden und schützt so vor Winderosionen.
Aufeinander Rücksicht nehmen
„Ich möchte der Gesellschaft zeigen, wie wir Landwirte heutzutage arbeiten. Es gibt so viele Missverständnisse, die ich gerne aufklären würde.“ Kein Mensch, der medizinische Salben auf seiner Haut verteile, mache sich darüber Gedanken, dass diese Substanzen beim Duschen ins Grundwasser gelangen. Aber wenn der Landwirt Pflanzenschutzmittel einsetze, dann werde er sofort verurteilt.
„Stellen Sie sich vor, in Deutschland gäbe es nur noch Blühwiesen. Wo sollen dann noch unsere Nahrungsmittel wachsen?“, fragt er. Allein die Tatsache, dass nach den heutigen Regelungen im Winter keine Misthaufen mehr draußen lagern dürfen, habe dafür gesorgt, dass Eulen bei Schnee keine Mäuse mehr finden und eingehen. „Oder Gülle. Sie ist eine natürliche Substanz, die von den Nutztieren stammt und zum Beispiel Fliegen Nahrung bietet. Das ist alles ein natürlicher Kreislauf, aber für die meisten Menschen bedeutet es nur Gestank“, sagt er. „Wir müssen alle Rücksicht aufeinander nehmen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, mich dafür einzusetzen, dass die Landwirtschaft in Deutschland erhalten bleibt.