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Paludikulturen

Wiedervernässung von Mooren - Eine Perspektive für den Klimaschutz?

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Der weltweite Flächenschwund steigt stetig und der Klimawandel sorgt für Mindererträge. Da scheint es paradox, dass nach Jahrhunderten der Trockenlegung unbrauchbarer Moorflächen alles wieder zurückgedreht werden soll. Aber es gibt gute Gründe über die Vernässung von Mooren nachzudenken, da sie eine große Rolle beim Klimaschutz spielen. Zudem ist der wirtschaftliche Nutzen der wiedervernässten Flächen zunehmend im Fokus der Forschung und einzelner Pilotprojekte, mit vielversprechenden Ergebnissen.

Wie passen Moore und Klimaschutz zusammen?

Moore bedecken nur einen kleinen Teil der Erde (3 % der Landfläche), sind aber der größte Kohlenstoffspeicher der Welt (30 % des terrestrischen Kohlenstoffs). In Deutschland sind etwa 95 % der Moorflächen entwässert worden, um die Bewirtschaftung oder Bebauung zu ermöglichen. Neben Futter werden auch Lebensmittel auf den Flächen produziert, was die Versorgungssicherheit verbessert hat.

Die Trockenlegung ist allerdings problematisch, weil sie zur Zersetzung (Mineralisierung) kohlenstoffreicher Bodenbestandteile (z. B. Torf) führt. Diese Prozesse werden von Bodenorganismen durchgeführt, welche als Stoffwechselprodukt auch CO2 freisetzen. Etwa 37 % der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft wird der Nutzung von entwässerten Moorflächen und anderen organischen Böden zugeordnet, obwohl sie nur 7 % der landwirtschaftlichen Gesamtfläche ausmachen (Abb. 1).

 

Einsparungspotential von wiedervernässten Mooren

 

Die Mineralisation der Bodenbestandteile führt auch zu einem Absacken der Böden. Jährlich sinken entwässerte Moorböden um 0,5 bis zu 2 cm ab, was mittelfristig weitere Absenkungen des Wasserspiegels notwendig macht. Ein Teufelskreis, der langfristig dazu führen kann, dass die Moore nur noch schwer restauriert werden können.

Auf einer sehr kleinen Fläche werden also große Mengen Treibhausgase (THG) emittiert. Mit der Wiedervernässung der Flächen würden diese Emissionen stark zurückgehen (ca. 27 % der THG-Emissionen) und nur noch geringe Mengen Methan entstehen. Zusätzlich fungieren Moore als natürliche Wasserspeicher.

Allerdings ist die Wiedervernässung mit hohen Kosten verbunden und die Flächen sind danach nur noch extensiv nutzbar.

Welche Möglichkeiten der Nutzung gibt es für wiedervernässte Moore?

Wenn Moorflächen vernässt werden, kann der Wasserstand generell eingestellt werden, wodurch beeinflusst wird, welche Pflanzen dort wachsen oder ob sich bestimmte Tierarten wohl fühlen. Möglich wäre es auch den Wasserstand periodisch anzupassen, um beispielsweise maschinelle Arbeiten zu erledigen. Das kann jedoch mit wesentlichen Kostensteigerungen einhergehen. Dadurch wäre es möglich wiedervernässte Moorflächen weiter zu nutzen.

Insgesamt gibt es mehrere Möglichkeiten, die unterschiedlich gut erprobt sind:

Die landwirtschaftliche Nutzung mit Tierhaltung oder der Kultivierung von bestimmten Pflanzen wie Torfmoos oder die energetische Nutzung des Aufwuchses durch Verbrennung oder Fermentation in einer Biogasanlage. Aber auch die Herstellung von Baustoffen (z.B.: Holz, Reet, Dämmstoffe) wäre möglich.

 

Schilfernte

 

Klar ist aber auch, dass kaum eine Möglichkeit der bisherigen Bewirtschaftung nahekommt. Auch die Haltung von robusten Rindern auf Feuchtwiesen könnte Landwirt:innen vor neue Herausforderungen stellen, beispielsweise die Vermarktung der Produkte.

Die landwirtschaftlichen Nutzungsformen von nassen oder wiedervernässten Mooren werden unter dem Begriff Paludikulturen (Palus (lateinisch): Sumpf) zusammengefasst.

 

Was ist notwendig, damit  die Wirtschaftlichkeit von Paludikulturen gewährleistet ist?

Alle Varianten der Paludikulturen haben eine Gemeinsamkeit. Sie zu etablieren benötigt Subventionen, da der Prozess der Wiedervernässung aufwendig sein kann und die Wirtschaftlichkeit nicht immer gegeben ist. Zudem fehlt es an spezieller Produktionstechnik. Dazu gehören einerseits effiziente Prozesse und andererseits die dazugehörige Technik. Optimale Abläufe und Maschinen zu entwickeln, nimmt viel Zeit in Anspruch und dementsprechend auch Geld, was nicht nur durch innovative Unternehmer aufgebracht werden kann.

Als erstes wären also finanzielle Mittel notwendig, welche die Forschung intensivieren und Pilotbetriebe ermöglichen könnten. Zusätzlich müsste das unternehmerische Risiko für Betriebe reduziert werden, die ihre Moorflächen wieder vernässen möchten.

Neben finanziellen Hilfen sollten politische Rahmenbedingungen überdacht werden:

Bestehende EU-Subventionen stärken den Erhalt von entwässerten Moorflächen eher, denn Paludikulturen gelten nicht immer als landwirtschaftliche Nutzung und deren Leistungen für die Umwelt nicht ausreichend vergütet werden. Ein großer Teil dieser Moorflächen ist Grünland, welches allerdings nicht einfach wiedervernässt werden kann, da Grünland gesetzlich schützenswert gilt und zu erhalten ist.

Ein weiteres Problem stellt die Anhebung des Wasserspiegels dar, denn das beeinflusst mindestens alle benachbarten Flächen. Kleinräumige Vernässungen sind also nur mit enormen Aufwand möglich, was die Wirtschaftlichkeit nur weiter senkt.

Warum wäre die Etablierung von Paludikulturen trotz vieler Hürden sinnvoll?

Eine Antwort ist der Klimaschutz. Die Emissionen der Landwirtschaft, um etwa 37 % zu reduzieren, wäre ein großer Schritt und könnte auch zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft führen.

Aber auch aus unternehmerischer Sicht ist die Vernässung eigener Moorflächen eine Überlegung wert, da die Produkte künftig vermutlich stärker nachgefragt und Marktnischen erschlossen werden könnten.

Torfmoose beispielsweise könnten einen Großteil des Torfs im Gartenbau ersetzen, da sie sehr ähnliche Zusammensetzungen und Eigenschaften besitzen. Aber auch die Haltung von Wasserbüffeln könnte gerade Betrieben mit Direktvermarktung eine Diversifizierungsmöglichkeit bieten, ohne sich produktionstechnisch komplett neu aufstellen zu müssen.

Auch die energetische Nutzung kann ohne technische Änderungen an herkömmlichen Strohverbrennungs- oder Biogasanlagen durchgeführt werden, wobei hier zusätzlich die betriebliche Arbeitsspitzen reduziert werden, wenn die Ernte im Winter stattfindet und der Heizwert sowie die Gasausbeute vergleichbar ist.

Zahlreiche Hürden und wirtschaftliche Unsicherheit erschweren die Wiedervernässung der Moore extrem, obwohl der Klimaschutz auch ökonomisch nachhaltig sein kann. Das zu zeigen ist Aufgabe der Forschung und landwirtschaftlicher Pioniere. Aber auch die Politik muss nachbessern, wenn sie die Wiederherstellung der Moore in Zusammenarbeit mit Landwirt:innen vorantreiben möchte.

Die Frage nach der Ernährungssicherheit ist ebenfalls berechtigt, denn ist sie von größter Wichtigkeit. Langfristig kann diese Sicherheit nur gehalten oder gar verbessert werden , wenn der Klimawandel in seiner jetzigen Entwicklung gestoppt wird. Gemessen am Flächenanteil im Verhältnis zu den anteiligen Treibhausgasemissionen,  erscheint die Wiedervernässung ein guter Ansatz zu sein, dem Klimawandel nachhaltig zu begegnen.

 

Hilfreiche Quellen

MoorWissen

FNR - Paludikultur

Tags: Pflanze, Klima, Nachhaltigkeit

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