Landwirt für einen Tag

Ben Fehler, ITler aus Bonn, wollte mehr über die Lebensmittelproduktion in Deutschland wissen und machte mit bei der Aktion „Landwirt für einen Tag“. Er entdeckt Parallelen zwischen den Welten und ist überrascht über die vielen Innovationen in der Landwirtschaft.  

Zu Bens Welt gehört die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und damit auch die Beschleunigung von Arbeitsprozessen und Antragsabwicklungen. Ben Fehler ist mit Leib und Seele Digitalisierer. Aufgewachsen in Köln in einer Akademikerfamilie, hatte der 35-Jährige, wie die meisten Verbraucher, keine Vorstellung davon, welche Leistungen ein Landwirt erbringt, um zum Beispiel Milch, Eier oder Schweinefleisch zu produzieren und verkaufen zu können. Ben Fehler lebt inzwischen mit seiner Lebensgefährtin in Bonn. Gemeinsam möchten sie sich gut und gesund ernähren. Da der ITler sehr neugierig ist und ihn die Frage nach der hiesigen Lebensmittelherstellung nicht losließ, bewarb er sich beim Forum Moderne Landwirtschaft, um einen Tag lang einem Landwirt bei dessen Arbeit über die Schulter schauen zu können.

Anpacken auf dem Hof von Timo & Katharina

In Neunkirchen-Seelscheid, rund eine Autostunde von Bonn entfernt, liegt der moderne Hof von Timo Wald und Katharina Mosler. Dort werden unter anderem Schweine, Hühner und Milchkühe gehalten.

„Nach einer Besprechung des Tagesablaufs habe ich zunächst einmal Hühnerfutter aufgefüllt und Eier eingesammelt. Bei Timo und Katharina leben rund 350 frei laufende Hühner in mobilen Ställen auf einer Wiese. Die Unterkünfte auf Kufen werden regelmäßig mit einem Trecker umplatziert, damit das Gras darunter nachwachsen kann.“

Anschließend trieb der Informatiker zusammen mit dem Landwirt eine Kuhherde auf eine andere Weide. „Timo betreibt hier sogenanntes Mob Grazing. Das heißt, auf den jeweiligen Flächen findet immer nur eine kurze Beweidung mit langen Ruhephasen für die Weiden statt. Auf diese Weise wird der Boden besser geschützt“, hat Fehler bei seinem Tagesausflug gelernt. Was er auch schnell feststellte:

„Die Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb ist harte körperliche Arbeit. Timo ist täglich 10 bis 12 Stunden draußen unterwegs.“

Parallel dazu müsse der Landwirt noch stundenlang Büroarbeiten erledigen und mit dem Einzelhandel und den Behörden kommunizieren. „Ich war sehr überrascht, wie viele Anträge er ausfüllen muss“, urteilte Ben Fehler nach seinem Besuch auf dem Bauernhof.

Parallelen zwischen den Welten

„Ich übe meinen Beruf als Digitalisierer sehr gerne aus und würde kein Landwirt sein wollen. Aber nachdem ich festgestellt habe, dass die Landwirtschaft ähnlich wie die digitale Welt mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, habe ich Timo angeboten, ihn zu unterstützen und seine Webseite zu vereinfachen und zu aktualisieren.“ Landwirte müssten sich um ihr Image selber kümmern und viel mehr Aufklärungsarbeit leisten, findet Ben Fehler. „In meiner Branche ist es ähnlich. Noch immer wird diskutiert, warum wir die Digitalisierung überhaupt benötigen. Die Bürgerinnen und Bürger wollen zwar, dass die Verwaltungen schneller arbeiten, aber ohne dass diese künstliche Intelligenz einsetzen oder gar Daten speichern. Das ist doch widersprüchlich. Und die Landwirte sollen eine Balance halten zwischen Tierwohl, Umweltschutz und erfolgreichem Wirtschaften, ohne dass die Endkunden auch nur ansatzweise irgendetwas dazu beisteuern wollen. Ich habe wirklich viele Parallelen zwischen unseren Branchen entdeckt.“

Bens Fazit am Ende seines Tages als Landwirt

„Ich habe ein viel besseres Verständnis für Qualität entwickelt und gehe jetzt ganz anders einkaufen. Vor allem achte ich darauf, woher die Lebensmittel stammen. Ich kaufe jetzt mehr regionale und saisonale Produkte ein.“

Früher habe er beim Einkaufen vieles nicht wahrgenommen. Das hat sich nach der Teilnahme bei „Landwirt für einen Tag“ nun bei Ben Fehler geändert.

TV- Beitrag zum Aktionstag

Du möchtest mitmachen? Dann bewirb dich für "Landwirt für einen Tag" 2023. Hier geht es zur Aktion.