Futtermittelzusatzstoffe haben oft einen zweifelhaften Ruf. Viele Menschen denken dabei an künstliche Substanzen oder chemische Zusätze. Doch tatsächlich handelt es sich oft um natürliche oder gezielt eingesetzte Nährstoffe wie Vitamine, Spurenelemente oder Aminosäuren, die eine wichtige Rolle in der Tierernährung spielen.
Landwirt:innen setzen diese Stoffe ein, um die Futterverwertung zu optimieren und sicherzustellen, dass Tiere genau die Nährstoffe erhalten, die sie benötigen. Das hat nicht nur Vorteile für die Tiergesundheit, sondern kann auch die Umweltbilanz der Landwirtschaft verbessern.
Was sind Futtermittelzusatzstoffe – und warum werden sie verwendet?
Dr. Matthias Wiemann, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tiernahrung, erklärt:
„Ein Tier hat, genau wie der Mensch, einen spezifischen Bedarf an Vitaminen, Spurenelementen und anderen Nährstoffen. Nicht immer ist dieser Bedarf allein durch das Grundfutter gedeckt – hier können gezielte Ergänzungen helfen.“
Dazu gehören klassische Vitamine wie A, C oder B-Vitamine sowie Spurenelemente wie Zink oder Eisen. Darüber hinaus gibt es Zusatzstoffe, die die Futterverwertung verbessern und dafür sorgen, dass Tiere die Nährstoffe aus ihrem Futter besser aufnehmen können.
Weniger Futter, mehr Nährstoffe: Wie Zusatzstoffe Ressourcen schonen
Eine präzise abgestimmte Fütterung kann dazu beitragen, Ressourcen effizienter zu nutzen. Milchviehhalter Tobias Honvehlmann (siehe Beitragsbild oben) beschreibt seine Vorgehensweise:
„Wir analysieren unser Grundfutter – Grassilage, Maissilage, Heu – und passen die Futterration so an, dass die Tiere genau das bekommen, was sie benötigen.“
Das bedeutet, dass nicht mehr Futter als nötig eingesetzt wird. Eine bessere Verwertung der Nährstoffe führt dazu, dass für dieselbe Milch- oder Fleischmenge weniger Futter benötigt wird. Dies wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, da es den CO₂-Fußabdruck der Produktion reduziert.
„Je effizienter Tiere ihr Futter verwerten, desto geringer ist die CO₂-Belastung pro Liter Milch oder Kilogramm Fleisch“, ergänzt Wiemann.
Beispiele für Zusatzstoffe: Hefen und Aminosäuren
Ein Beispiel für gezielte Futtermittelzusätze sind Lebendhefen. Sie unterstützen den Verdauungsprozess von Wiederkäuern, indem sie die Fermentation im Pansen beeinflussen und so die Verwertung des Futters optimieren.
Auch Aminosäuren haben einen wichtigen Nutzen: Sie ermöglichen eine präzisere Eiweißversorgung der Tiere und reduzieren den Stickstoffüberschuss, der sonst über Ausscheidungen in die Umwelt gelangen könnte. Dadurch wird die Belastung von Böden und Gewässern verringert.
Gesündere Tiere durch angepasste Fütterung
Eine ausgewogene Fütterung kann nicht nur die Leistung der Tiere verbessern, sondern auch deren Gesundheit unterstützen.
„Wenn die Ration optimal abgestimmt ist, sehen wir das an der geringeren Anfälligkeit für Krankheiten“, berichtet Honvehlmann.
Besonders in Phasen der Futterumstellung – etwa nach der Ernte neuer Grassilage – kann sich der Gesundheitszustand der Tiere verändern. Durch eine präzise Anpassung der Nährstoffversorgung lassen sich Verdauungsprobleme minimieren und die Widerstandsfähigkeit der Tiere stärken.
Nachhaltigkeit in der Tierhaltung: Was muss sich noch ändern?
In der modernen Landwirtschaft werden Zusatzstoffe seit vielen Jahren gezielt eingesetzt, um Umweltbelastungen zu reduzieren. Besonders in der Schweine- und Geflügelhaltung sind stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterungsmethoden längst Standard.
„Diese Art der Fütterung trägt dazu bei, den Eintrag von Nährstoffen in Böden und Gewässer zu minimieren“, erklärt Wiemann. Dennoch wird dieser Beitrag zur Nachhaltigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung oft wenig beachtet.
„Es besteht nach wie vor Aufklärungsbedarf darüber, wie gezielte Tierfütterung zur Umweltentlastung beiträgt.“
Auch wirtschaftliche Anreize spielen eine Rolle. „Landwirt:innen setzen bereits viele Maßnahmen zur Effizienzsteigerung um, doch oft fehlen finanzielle Anreize, um zusätzliche Umweltmaßnahmen wirtschaftlich tragfähig zu machen“, merkt Honvehlmann an.
Ein Blick in die Zukunft: Kühe brauchen Abkühlung! Hitzestress als Herausforderung für die Tierhaltung
Ein besonderer Wunsch von Milchviehhalter Honvehlmann: Eine Lösung gegen Hitzestress.
„Kühe fühlen sich bei Temperaturen zwischen -2 und 12 Grad am wohlsten. Ab 22 Grad ist das für sie, als würden wir im Sommer mit einer Winterjacke herumlaufen“, erklärt er.
Wenn es heiß wird, fressen die Tiere weniger, produzieren weniger Milch und stehen unter Stress. Hier sieht er noch Potenzial für Forschung und Entwicklung: „Hier könnten neue Zusatzstoffe helfen, die den Stoffwechsel der Tiere bei Hitze unterstützen.“
Fazit: Innovative Futtermittelzusatzstoffe für Tiere bedeuten nachhaltigere Landwirtschaft
Futtermittelzusätze sind nicht nur eine Ergänzung zur Tierernährung, sondern können auch zur Ressourcenschonung und zur Reduktion von Umweltbelastungen beitragen. Eine effiziente Fütterung hilft dabei, Emissionen zu senken, den Nährstoffeintrag in Böden und Gewässer zu reduzieren und die Gesundheit der Tiere zu fördern.
Bild: Dr. Matthias Wiemann, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tiernahrung