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Die Herkunft macht den Unterschied

Herkunftskennzeichnung für Geflügel

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Stefan Teepker ist Hähnchenhalter aus Leidenschaft. Er fordert eine Herkunftskennzeichnung für Hähnchen – nicht nur im Handel, sondern auch in der Gastronomie. Wie Verbraucher eine bessere Hähnchenhaltung unterstützen können.

Warum sollten Verbraucher darauf achten, deutsche Geflügelprodukte zu kaufen?

Die deutsche Hähnchenhaltung unterliegt sehr scharfen Kontrollen und Verordnungen. Jede Woche finden behördliche oder privatwirtschaftliche Inspektionen in den Betrieben statt, die auf das Tierwohl und eine Qualitätsbegutachtung abzielen. Das gestaltet sich im Ausland anders.

Können Sie ein konkretes Beispiel für einen hohen Standard nennen?

Europaweit gilt, dass das Gewicht der Hähnchen, die sich auf einem Quadratmeter Stall befinden, 42 Kilo nicht übersteigen darf. In Deutschland dürfen es nur 39 Kilo sein. Geflügelproduzenten, die sich an der Initiative Tierwohl beteiligen, das sind 90 Prozent aller Hähnchenmastbetriebe, halten noch weniger Hähnchen auf einem Quadratmeter, nämlich nur so viel, dass das Gewicht von 35 Kilo nicht überschritten wird. In Südamerika oder Asien gibt es diese Haltungskriterien gar nicht.

Was geschieht, wenn ein deutscher Hähnchenmastbetrieb gegen die Standards verstößt?

Verstöße und Unstimmigkeiten sind leicht erkennbar, denn auf den Schlachthöfen werden von jedem Hähnchen beide Füße fotografiert und computergestützt ausgewertet. Bei Veränderungen oder Verletzungen wird der Geflügelproduzent mit Sanktionen belegt. Sollte es auf einem Geflügelhof zu einem Medikamenteneinsatz kommen, wird dies an eine Datenbank gemeldet und strengstens kontrolliert. Auch die Sachkenntnis der Tierbetreuer in den Betrieben muss einmal jährlich nachgewiesen werden. Dies sind nur einige Beispiele dafür, was regelmäßig geprüft wird.

Die Herkunftskennzeichnungspflicht im Handel geht Ihnen noch nicht weit genug. Warum nicht?

Nur 40 Prozent der Hähnchen werden im deutschen Handel erworben. 60 Prozent des Geflügels dagegen wird außer Haus verzehrt, also im Imbiss, Restaurant oder in einer Bäckerei. Der Kunde weiß nicht, woher das Geflügelfleisch stammt, und kann auch diesbezüglich keine Auswahl treffen. Oftmals kommt das Geflügel in der Gastronomie aus dem Ausland.

„Jeder Verbraucher sollte in der Gastronomie nachfragen, woher das Hähnchenfleisch stammt, das ihm offeriert wird“

Wie könnte man hier für mehr Aufklärung sorgen?

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft hat schon vor über zwei Jahren eine Kampagne gestartet, um Verbraucher und die Politik für dieses Thema zu sensibilisieren. Aber die Umsetzung einer Herkunftskennzeichnung und der Formulierung von Standards für den Außer-Haus-Verzehr erscheint schwierig. Von daher rate ich jedem Verbraucher, auch in der Gastronomie nachzufragen, woher das Hähnchenfleisch stammt, das ihm offeriert wird.

Sie betreiben selbst eine Hähnchenmast. Wie groß ist diese?

Gemeinsam mit vier Familien halten wir in 13 Ställen rund 440 000 Hähnchen. Pro Jahr produzieren wir 3,2 Millionen Hähnchen nach den Standards der Initiative Tierwohl. Das bedeutet, bei uns finden engmaschige Überwachungen der Lüftung, der Wasserversorgung und der Einstreu statt. Darüber hinaus haben wir in unsere Ställe erhöhte Ebenen und Rampen integriert, was der natürlichen Lebensweise der Tiere entspricht.

Wie können Sie bei der Anzahl noch den Überblick über jedes Tier und dessen Befindlichkeit behalten?

Seit einem Jahr entwickeln wir zusammen mit einem Berliner Start-up und der Forschungseinheit einer Fachhochschule eine Stallkamera, die jedes Hähnchen aus einer Menge von insgesamt 40 000 Tieren wiedererkennt. Mithilfe der Kamera wird für jedes Tier ein Bewegungsprofil angelegt und das Gewicht gemessen, sodass wir jederzeit individuelle Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand eines jeden Hähnchens ziehen können. Ein zweites Projekt ist unser Schienenroboter, den wir bereits in einem unserer Ställe einsetzen.

Wofür ist der Roboter im Stall zuständig?

Dieser sammelt mit seinen Sensoren Daten zu Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Geräuschen, Kotsituation und Wasserversorgung im Stall. All diese Details können auf kranke Tiere hinweisen. Der Roboter und andere Technologien sind extrem hilfreich für uns Hähnchenmasthalter, weil wir dadurch das Wohlbefinden der Tiere steigern können. Über mein iPad kann ich zum Beispiel den Futterstand in den Silos erkennen oder Klimadaten von unserer Wetterstation abrufen. Denn wird es kälter, können sich auch Hähnchen schnell einen Schnupfen holen.

Wie schätzen Sie die Zukunft des deutschen Geflügelmarkts ein?

Der Hähnchenkonsum steigt pro Jahr deutlich weiter an. Hatte jeder Deutsche 2013 im Schnitt 19,4 Kilo Geflügel auf dem Teller, sind es laut Statista 2020 etwa 22,3 Kilogramm. Im Bereich Tierwohl geht der Trend hin zum Außenklimakontakt, das heißt zu Hähnchenställen mit Wintergarten. Das sind geschützte Außenbereiche, in denen die Tiere frei herumlaufen können.

Tags: Tier, Ernährung

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