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Erbsenbau

Erbsen besitzen Superkräfte

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Der Anbau von Erbsen hat sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Kein Wunder: In den Mini-Powerkugeln stecken viele Nährstoffe. Und gut für die Umwelt sind sie auch

Erbsen besitzen Superkräfte. Diese Erkenntnis hatte der Augustinermönch Gregor Mendel bereits vor 200 Jahren. Anhand von Kreuzungsexperimenten mit über 10 000 Erbsenpflanzen erforschte er, wie sich Eigenschaften von Pflanzen weitervererben. Seine Entdeckungen, die Mendelschen Regeln, waren zukunftsweisend und bilden die Grundlage der Vererbungslehre. Doch die einjährig rankenden Schmetterlingsblütler dienten nicht nur als Modellfrucht für den berühmtesten Erbsenzähler der Welt. Die Mini-Perlen, die in den Hülsen heranreifen, haben das Potenzial zum Superfood und sorgen für mehr Nachhaltigkeit auf dem Teller und auf dem Acker.

 

Eiweiß vom Acker

Ob als frische grüne Erbsen aus dem Garten oder als getrocknete, ausgereifte Körnererbsen vom Feld: Die heimischen Hülsenfrüchte, die zu den sogenannten Körnerleguminosen zählen, sind reich an Proteinen, Ballaststoffen und Vitaminen. Über 250 verschiedene Sorten gibt es inzwischen weltweit, die als Futterpflanze, Trockenspeiseerbse oder als Rohstofflieferant für die Nahrungsmittelindustrie Verwendung finden.

„Erbsen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen, die seit Tausenden von Jahren eine wichtige Rolle bei der Ernährung von Menschen und in der Tierfütterung spielen“, erklärt Nina Blijdorp, internationale Produktmanagerin für Hafer und Erbsen beim Saatgutunternehmen KWS. Die Nachfrage nach den regional angebauten Eiweißpflanzen wächst seit einigen Jahren stetig.

 

„Vor allem Verbraucherinnen und Verbraucher der jüngeren Generation greifen häufiger zu alternativen, pflanzlichen Eiweißprodukten“, sagt die studierte Agrarwissenschaftlerin.

 

 

Trendzutat Erbsenprotein

Viele Nahrungsmittelproduzenten haben sich bereits auf die neuen Verbraucherwünsche eingestellt. Ein Blick in die Supermarktregale zeigt, dass es inzwischen eine große Anzahl an Lebensmitteln aus pflanzlichem Erbseneiweiß gibt. In Spezialverfahren hergestellte Mehle, Konzentrate und Isolate finden sich mittlerweile in „Schnitzeln“, Nudeln, Joghurt, Getränken, Eis oder Sportlerriegeln. Der Vorteil: Der Proteingehalt des überwiegend aus gelben Körnererbsen gewonnenen Eiweißisolats liegt bei bis zu 86 Prozent. Ob es in den nächsten Jahren möglich sein wird, Erbsen mit Fleischgeschmack zu züchten, um möglichst nahe an das tierische Originalprodukt heranzukommen, findet Nina Blijdorp nicht unbedingt entscheidend.

„Essen ist heutzutage mit einem ganz anderen Bewusstsein verbunden. Vielen Verbrauchern ist es nicht mehr so wichtig, dass das pflanzliche Alternativprodukt tatsächlich nach Fleisch schmeckt.“

 

Körnerleguminosen - Nachhaltige Symbiose für Mensch und Tier

Die Erbse ist nicht nur ein sehr guter Eiweißlieferant für Menschen und Tiere. Die Körnerleguminose bietet auch einen nachhaltigen Mehrwert für die moderne Agrarwirtschaft. Sie lockert getreideintensive Fruchtfolgen auf, fördert die Humusbildung und wirkt sich positiv auf das Bodenleben aus. Die Besonderheit: Erbsenpflanzen leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln. Die Bakterien sind in der Lage, Stickstoff direkt aus der Luft zu binden und ihn der Wirtspflanze für die Bildung von Eiweiß zur Verfügung zu stellen. Die Erbse versorgt sich auf diese Weise selbst, sodass auf die Anwendung von synthetisch hergestelltem Stickstoffdünger verzichtet werden kann.

 

Mehrertrag bei Folgefrucht

Auch die nachfolgenden Ackerkulturen ziehen einen großen Nutzen aus dem Anbau der Körnerleguminosen. Denn werden die Samen von Körnererbsen mit dem Mähdrescher geerntet, bleiben die Reste der Pflanze und sämtliche Wurzeln auf dem Feld zurück. Die darin enthaltenen Stickstoffvorräte stehen dann den Nachfrüchten zur Verfügung.

Experten gehen davon aus, dass dadurch bis zu 70 Kilogramm Stickstoff pro Hektar bei der Düngung der Folgekultur eingespart werden können. „Landwirte können dadurch nicht nur mineralische Stickstoffdüngemittel reduzieren, sie erzielen durch die natürliche Stickstoffanreicherung im Boden auch bis zu einer Tonne Mehrertrag der Folgefrucht pro Hektar“, erläutert Nina Blijdorp die Vorzüge der Erbsenpflanzen, die zusätzlich mit ihren Blüten Nahrung für viele Insekten bietet. Damit die Gesundheit der Erbsenpflanze langfristig erhalten bleibt und sie ihre ackerbaulichen Vorteile entfalten kann, sollte sie nur alle sechs Jahre auf derselben Fläche angebaut werden.

 

Anbau vorantreiben

Eine Studie der Boston Consulting Group geht davon aus, dass sich die Menge an pflanzenbasiertem Protein für die menschliche Ernährung bis 2035 verfünffachen wird – auf circa 70 Millionen Tonnen. Dennoch bilden die Körnerleguminosen im Vergleich zu den Hauptkulturarten wie Weizen eine Nischenkultur. Sie können Landwirten eine zunehmend attraktive Ergänzung bieten, weisen aber einen deutlich geringeren Ertrag auf.

Landwirtinnen und Landwirte bauen bisher auf knapp zwei Prozent der Gesamtackerfläche in Deutschland Hülsenfrüchte an. Durch eine gezielte Eiweißpflanzen- und Ackerbaustrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll der Anbau bis 2030 auf zehn Prozent erweitert und für Landwirte attraktiver gestaltet werden.

Auch das Saatgutunternehmen KWS geht mit der Zeit und will die Züchtungserfolge rund um die Erbse weiter ausbauen. Dazu Nina Blijdorp:

 

„Erbsen sind faszinierende Pflanzen, die sich wunderbar für die regionale Proteinversorgung für Mensch und Tier anbieten. Um ihre Potenziale noch besser zu nutzen, werden neben Merkmalen wie Ertrag, Standfestigkeit und Proteingehalt zukünftig Geschmack, Textur und Verarbeitungseigenschaften des Erbseneiweißes eine noch größere Rolle in der Züchtung spielen.“

 

fml-nachhaltig-eiweiss-erbsen-kws-03Nina Blijdorp -  Produktmanagerin beim Saatgutunternehmen KWS

 

 

 

 

 

 

 

 

Tags: Pflanze, Ernährung

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