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Haltungsformen im Überblick

Eine Frage der Haltung

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Ob Zugang zum Außenbereich oder mit Spielzeug, farbige Labels geben Auskunft darüber, unter welchen Bedingungen ein Tier gehalten wurde.
Sie möchten beim Einkauf auf einen Blick erkennen, wie viel Tierwohl in einem Fleischprodukt steckt? Dann sollten Sie auf die farbigen Labels zur Haltungsstufe achten. Sicher sind Ihnen diese auf der Fleischpackung schon aufgefallen.


Diese reichen von „Stallhaltung“ bis „Premium“ und geben Auskunft darüber, wie die Tiere in einem Betrieb gehalten wurden. Zum Beispiel, wie viel Platz die Tiere hatten, ob sie sich außerhalb des Stalls bewegen durften oder ob ihnen Spielzeug zur Verfügung stand.

 

Haltungsstufe 1

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Wenn das Fleisch mit dem roten Label der Stufe 1 gekennzeichnet ist, kommt es aus einem Betrieb, der seine Tiere nach den gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen hält. Gleichzeitig besitzt es eine QS-Zertifizierung. Dies steht für Qualität und Sicherheit. Eine Vielzahl von Betrieben, die mit ihrer Tierhaltung höheren Haltungsformstufen zugeordnet werden, sind ebenfalls zertifiziert. QS bildet somit für einen Großteil der Erzeugung frischer Lebensmittel die notwendige Basis für Lebensmittelsicherheit. Hierbei spielen neben der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zum Tierschutz unter anderem Hygienefaktoren eine Rolle sowie die durch QS etablierten Monitoring-Programme, die zur Qualitätssicherung von Futtermitteln, der kontrollierten Antibiotikanutzung und der frühzeitigen Erkennung von Salmonellen durchgeführt werden und an denen alle Betriebe verpflichtend teilnehmen müssen.

 

Viele Betriebe stellen ihre Haltung gerade um. Wir haben für Sie drei deutsche Schweinehalter interviewt, deren Tierhaltung bereits höhere als die gesetzlichen Vorschriften erfüllt. Machen Sie sich selbst ein Bild.

 

Haltungsstufe 2 - Stallhaltung plus

Betrieb Seul, Rheinland-Pfalz

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Bei dieser Haltungsstufe haben Tiere mindestens zehn Prozent mehr Platz, als gesetzlich vorgeschrieben, plus zusätzliches Beschäftigungsmaterial. 

Stallsituation: Geschlossener konventioneller Schweinemaststall mit mehr Fensterfläche und Licht sowie 10 Prozent mehr Platz für jedes Tier. Automatische Temperaturregelung für heiße und kalte Tage. 

Untergrundbeschaffenheit: Vollspaltenboden

Spielzeug: Organisches Beschäftigungsmaterial wie Kaustricke, Knabberholz und zusätzlich Raufutter.

Weitere Tierwohlpläne: Familie Seul würde gerne auf Haltungsstufe 4 mit Auslauf umstellen. Dafür bräuchte er mehr Planungssicherheit und die Gewährleistung, dass er in 20 Jahren noch Erlöse erhält, die die Finanzierung des Umbaus absichern.

Motivation: An seinem Beruf schätzt er die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, das Arbeiten mit den Tieren und dass er den Betrieb gemeinsam mit zweien seiner drei Söhne bewirtschaftet. 

Problemstellungen:

  • Hoher bürokratischer Aufwand bei Anträgen für den Umbau der Mastställe
  • Geringere Wertschätzung der Bevölkerung; das schlechte Image ist nicht gerechtfertigt.

Geforderte Maßnahmen zur Erhöhung der Tierwohlstandards: Familie Seul würde den Forderungen der Verbraucher nach mehr Tierwohl gerne nachkommen, aber gleichzeitig müssten auch die Kunden Verantwortung übernehmen und höhere Preise zahlen.

 

 

Haltungsstufe 3 - Außenklima

Betrieb Bühlmeyer, Rheda-Wiedenbrück

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Das orangefarbene Label kennzeichnet Fleisch von Tieren, die Kontakt mit dem Außenklima haben. Zum Beispiel durch eine nach außen offene Stallseite. Außerdem steht ihnen 40 Prozent mehr Platz zur Verfügung, als gesetzlich vorgeschrieben.

Stallsituation: Überdachter Außenklimastall mit Windschutznetz gegen Zugluft, Fußbodenheizung und Abdunkelungssystem im Liegebereich, 24-Stunden-Fressautomat mit mehreren Plätzen, 100 Prozent mehr Platz pro Tier, als gesetzlich vorgeschrieben, voll automatisierte hoch- und herunterfahrbare Außenwände für optimales Stallklima.

Untergrundbeschaffenheit: Perforierter Spaltenboden, über den die Tiere ihre Körperwärme an heißten Tagen regulieren können, daneben Bereiche mit Spänen und Stroh. 

Spielzeug: Späne, Stroh, Spielketten

Weitere Tierwohlpläne: Umbau bereits vorhandener Ställe

Motivation: Die Anforderungen der Verbraucher sollen erfüllt werden. Erhöhtes Tierwohl liegt dem Landwirt am Herzen. Durch Ausbau des Außenklimastalls könnte er auch auf Haltungsform 4 oder Biohaltung umschwenken. Das macht ihn sehr flexibel.

Problemstellungen: Bau- und Umbaugenehmigungen sind schwer zu erhalten und sehr langwierig.

Geforderte Maßnahmen zur Erhöhung der Tierwohlstandards:

  • Landwirt Bühlmeyer unterstützt die Pläne der Borchert-Kommission. Diese sehen eine Überführung der kompletten deutschen Tierhaltung in den höheren Tierwohlstandard vor. Die Mehrkosten in Milliardenhöhe sollen durch Prämien und Investitionsförderung für Betriebe gedeckt werden.
  • Zügiger Abbau von Genehmigungshürden beim Stallbau und Zielkonflikten. 

 

 

Haltungsstufe 4 - Premium

Betrieb Mertens, Sauerland

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Das grüne Label kennzeichnet Fleisch von Tieren, die Zugang zum Außenbereich und 100 Prozent mehr Platz zur Verfügung haben, als gesetzlich vorgeschrieben.

Stallsituation: Zwei moderne helle Pultdachhallen, feste Liegeflächen mit wärmender Abdeckung, halb überdachte Außenbuchten, jeweils 6,25 m2 groß, 24-Stunden-Fressautomat und Wasserstellen. Große Außenbox für 40 Babyferkel.

Untergrundbeschaffenheit: Etwa zur Hälfte Spaltenboden, der übrige Boden besteht aus festen Liegeflächen, die leicht mit Stroh eingestreut sind. Ferkelaußenbox mit Stroheinstreuung.

Spielzeug: Stroh, Beißhölzer, in Ferkelbox zusätzlich Strickchen

Weitere Tierwohlpläne: Aktuelles Experiment: Ferkel behalten ihre Langschwänze, die üblicherweise am dritten Tag kupiert werden.

Motivation: Der Landwirt wollte schon Ende der 90er einen neuen Stall bauen, um mehr Tierwohl zu schaffen. Aber Planung, Genehmigung und Bau führten dazu, dass der Stall erst 20008 in Betrieb gehen konnte. Mittlerweile stellt er fest, dass den Tieren der Auslauf ins Freie guttut und sie ihn maximal nutzen, selbst im Winter.

Problemstellungen: Mehr Platz für weniger Tiere macht viel Arbeit. Komplette Stallreinigung dauert fast eine Woche. 

Geforderte Maßnahmen zur Erhöhung der Tierwohlstandards:

  • Staatlich eingeführte Haltungsstufen und festgelegte Standards für ganz Europa.
  • Da in Deutschland deutlich höhere Auflagen gelten, als in anderen Staaten, müssen die Politik und der Handel 5 D als Standard durchsetzen. Das heißt Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Zerlegung müssen in Deutschland erfolgt sein.
  • Genehmigungen für Stallneu- und -umbauten dauern zu lange. Die Politik in Deutschland verzögert das Antragsverfahren viel zu sehr. 

 

 

Weiterführende Infos

Übersicht der Haltungsformen: https://www.haltungsform.de/ 

 

Tags: Tier, Nachhaltigkeit

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