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Lesezeit

Das Jahr in der Landwirtschaft: Was passiert im Sommer, was im Winter?

Ein Einblick in die Arbeit von drei Landwirten

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Was passiert im Winter auf einem Bauernhof, was im Sommer? Wir haben drei Landwirte durch alle Jahreszeiten begleitet

 

SEBASTIAN ZIEGLER

Im Mittelgebirge zu Hause

Auf der Schwäbischen Alb in 760 Meter Höhe tickt das Wetter etwas anders. Hier regnet es weniger, dafür ist es in der Regel kühler. Das weiß Sebastian Ziegler nur zu gut. In Bremelau, zwischen Ulm und Reutlingen gelegen, betreibt der Landwirt mit seiner Familie einen Viehbetrieb mit 180 Milchkühen sowie 150 Bullen und Jungtieren.

Das Futter seiner Tiere baut er selbst an. Das meiste davon stammt von seinen 100 Hektar großen Grünlandflächen, die er – wie jedes Feld auch – das Jahr hindurch bearbeitet und pflegt. Auf den restlichen 60 Hektar Ackerland baut er verschiedene Getreidesorten wie Winter- oder Sommergerste und Silomais an. Wie bei den meisten Landwirten richten sich seine Aufgaben nach den einzelnen Jahreszeiten. Nur im Stall ist dies anders. „Hier spielen sich das ganze Jahr über die gleichen Arbeitsabläufe ab, mit immer denselben Zeitabständen“, sagt der Vater zweier kleiner Töchter. Täglich wird zweimal ausgemistet und in die Boxen frisches Stroh eingestreut, gefüttert, der Gesundheitszustand der Tiere kontrolliert. Ihre Daten werden per Sensoren gemessen. Nur das Melken überlässt der Landwirt speziellen „Mitarbeitern“, denn das übernehmen seine drei Melkroboter rund um die Uhr.

 

THERESA THIELE

Frische Früchte

Diesen aufregenden Sommer wird Theresa Thiele so schnell nicht vergessen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Cord übernahm die 31-Jährige ganz offiziell die beiden Obstbaubetriebe ihrer Eltern mit insgesamt rund 150 000 Obstbäumen, Beerensträuchern und Erdbeerfeldern. Das Besondere: Beide Höfe werden nach unterschiedlichen Konzepten bearbeitet. Den niedersächsischen Hof ihres Vaters stellte die Familie 2006 auf die biologische Anbauweise um, während der Betrieb ihrer Mutter in Neuenfelde bei Hamburg nach konventionellen Methoden geführt wird. „Mein Mann Cord ist seit Juni verantwortlich für den Biohof, der sich schon seit sieben Generationen im Besitz meiner Familie väterlicherseits befindet. Ich bin jetzt in achter Generation zuständig für den Betrieb meiner Mutter“, erzählt Theresa Thiele. Eine Zeit liebt die Obstbäuerin ganz besonders: „Wir freuen uns immer auf die Erntezeit ab Juni, weil wir dann belohnt werden und sehen, was wir mit unseren Händen geschaffen haben.“

 

CLEMENS COENEN

Vielseitig, innovativ, modern

Vom modernen Raupenschlepper bis zum innovativen Mähdrescher, der Maschinenpark des Betriebs P. & P. Coenen in Elmpt nahe der holländischen Grenze kann sich sehen lassen. Allein 25 Traktoren gehören dazu, fast alle von der Firma Fendt. „Weil sie so komfortabel und einfach zu bedienen sind“, schwärmt Clemens Coenen, der Juniorchef des Familienbetriebs. Neben rund 700 Hektar Ackerbau betreiben die Coenens auch noch ein Dienstleistungsunternehmen, mit dem sie mit ihren Maschinen Arbeiten für andere Landwirte ausführen. „Auf unserem Hof bauen wir hauptsächlich Kartoffeln an und vermarkten diese auch eigenständig.“ Dazu kommen noch Mais, Getreide, Zuckerrüben und Hülsenfrüchte für die Konservenindustrie. Der 25-Jährige mag alle vier Jahreszeiten. „Erst blickt man auf die Aussaat und freut sich später auf das, was daraus wird“, erläutert der Agrarwissenschaftler, der sein Studium in Bonn absolvierte.

 

 

Frühling - alles grünt und gedeiht

 

THERESA THIELE

Schlaflose Nächte

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Das Frühjahr ist eine Vorbereitungszeit. Bei den Bäumen werden Krebserkrankungen herausgefräst und neue Baumanlagen errichtet.

„Einen wichtigen Teil der Arbeit nimmt von April bis in den Mai hinein die Beregnung ein“, sagt Theresa Thiele.

Zu den Spätfrösten sind die Bäume sehr empfindlich und werden deshalb nachts mit Wasser aus der Elbe versorgt. Das ist eine schlaflose Zeit, denn die einzelnen Regler und Pumpen müssen ständig kontrolliert werden.

Hinzu kommt das Ausbringen von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Dafür nutzt die Jungunternehmerin die Prognoseprogramme ihrer Wetterstationen. „Sie helfen uns bei der Bestimmung des Auftretens wichtiger Schaderreger, sodass wir die nächtliche Ausbringung der Pflanzenschutzmittel besser terminieren können.“ Dabei testet Theresa Thiele verschiedene Maßnahmen, um die Autoimmunkräfte der Bäume zu aktivieren. „Ich habe mir zum Ziel gesetzt, den Pflanzenschutzmittelaufwand deutlich zu reduzieren oder auf ein Minimum zu beschränken.“ Auch eine Gründüngung wird im Frühjahr auf beiden Höfen eingearbeitet. „Dazu nutzen wir sogenannte effektive Mikroorganismen, EMs genannt. Sie lenken den Rotteprozess und verhindern ein ungünstiges Milieu im Boden, welches Krankheiten und Schaderreger anziehen würde.“

 

CLEMENS COENEN

Maschinen marsch

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Von Zuckerrüben, Kartoffeln bis Mais – ab Anfang März wird auf dem Coenen-Hof ausgesät.

„Zuvor müssen wir den Boden für die Saat vorbereiten. Das ist sehr stressig, da wir vom Wetter abhängig sind“, sagt der Junglandwirt.

Im letzten Jahr hätten sie über vier Wochen lang kontinuierlich durcharbeiten können. „Aber in diesem Jahr gab es wegen des Regens viele Unterbrechungen.“ Für die Zuckerrübensaat setzen sie eine neun Meter breite Sämaschine ein. „Damit können wir pro Tag 50 Hektar einsäen. Bei den Kartoffeln verwenden wir gleich vier Legemaschinen, um unser Pensum zu erreichen. Mit ihren drei Metern Breite legt jede Maschine pro Tag 10 Hektar Kartoffeln.“

 

SEBASTIAN ZIEGLER

Wenn die Natur erwacht

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Die Gülle der Tiere nutzt Sebastian Ziegler als Dünger für sein Grünland

 

„Wenn die Natur wieder erwacht, der Regen kommt und alles zu wachsen beginnt, das ist meine Lieblingszeit im Jahr“, schwärmt der 27-jährige Baden-Württemberger.

In diesen Monaten sät er Sommergerste und Mais aus. Er ebnet die Grünlandflächen, die im Mai das erste Mal geschnitten werden. Die Ernte wird in ein Silo gebracht, wo das Gras vergärt, ruht und nach sechs Wochen als Futter in den Ställen verteilt werden kann. Bereits im März düngt Sebastian Ziegler das Grünland, damit es gut wächst. Dafür nutzt er die Gülle seiner eigenen Tiere.

 

Sommer - ab Juni beginnt die Erntezeit

 

THERESA THIELE

Erntezeit ist die schönste Zeit

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Höhepunkt im Herbst ist die Apfelernte

Ob Erdbeeren, Kirschen oder Äpfel, ab Juni beginnt die Erntezeit auf den beiden Obsthöfen. Bis Anfang November fahren die Fendt-Trecker als „Erntezüge“ durch die Plantagen, sodass die Pflücker das Obst direkt in den Kisten ablegen können. Der Höhepunkt der Apfelernte ist im September und Oktober. Verkauft wird das Obst das ganze Jahr über. Beide Betriebe haben ihre Stammkundschaft, die aus Großmärkten oder Großhändlern besteht.

„Meine Familie betreibt außerdem seit vielen, vielen Jahren Stände auf Wochenmärkten, wo wir unsere Waren direkt an den Endverbraucher verkaufen“, erläutert Theresa Thiele.

 

 

CLEMENS COENEN

Leichter Boden braucht viel Wasser

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Applikationskarten unterstützen dabei, die Felder präzise zu bearbeiten

 

Dünger und Wasser, das sind die beiden Komponenten, die die Pflanzen benötigen, bevor sie geerntet werden.

„Als Erstes werden bei uns die Hülsenfrüchte geerntet. Mitte Juni geht es dann mit dem Getreide los“, erklärt der Nordrhein-Westfale.

Dieses wird bis Mitte August mit dem Mähdrescher geerntet. Der Vorteil der Landmaschine: Der Mähdrescher erkennt, wie viel Getreide er an den einzelnen Flächenabschnitten erntet, und speichert die Informationen in einer Applikationskarte. „Dadurch wissen wir, welche Feldabschnitte besonders ertragreich und fruchtbar sind und welche nicht“, sagt der Landwirt. „Das hilft uns, die Bearbeitungsmaßnahmen präziser festzulegen. Im nächsten Jahr wollen wir verstärkt mit den Applikationskarten arbeiten“, so Coenen. Im Juni startet die Kartoffelernte. „Je nach Sorte ernten wir die Knollen bis Mitte November. Für die Pommes-Kartoffeln bauen wir die Sorten ‘Zorba’ und ‘Fontane’ an. Diese werden von August bis Oktober maschinell geerntet.“

 

SEBASTIAN ZIEGLER

Jetzt wird´s stressig

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Im Sommer wird das Grünland gleich zweimal gemäht

 

Gleich zweimal in dieser Jahreszeit mäht Sebastian Ziegler sein Grünland. Das erste Mal Ende Juni, dann Mitte/Ende August ein weiteres Mal.

„Dann wird es stressig, weil gleichzeitig die komplette Getreideernte ansteht“, erklärt der Baden-Württemberger.

Nachdem der Mähdrescher seine Arbeit geleistet hat, bearbeitet Ziegler seine Böden und sät Zwischenfrüchte wie Phacelia, Lein, Wicken und Erbsen. „Mit ihnen wird es bunt auf den Äckern. Die Zwischenfrüchte binden Stickstoff und sorgen dafür, dass keine Erosionen auftreten oder die Erde austrocknet.“ Zwischen den Grünlandschnitten muss der Landwirt noch düngen, damit die Folgepflanzen optimal versorgt sind.

 

 

Herbst - Ernte lagern und Winterkulturen aussäen

THERESA THIELE

Wenn die Äpfel in den Tiefschlaf fallen

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Im Herbst müssen viele Kulturpflanzen und Früchte geerntet und richtig gelagert werden

 

Nachdem die Apfelernte eingebracht ist, werden diese in sogenannte CA-Lager gebracht. Das sind luftdichte Kühlräume, in denen die Äpfel atmen können.

„Einen Apfel muss man sich wie einen Igel vorstellen. Wenn der Sauerstoffgehalt im Lager abnimmt, fallen sie in eine Art Tiefschlaf und altern langsamer“, erzählt Theresa Thiele.

Gänzlich ohne Sauerstoff geht es aber auch nicht. „In dem Fall würde die Gärung einsetzen, und unser ganzer Ertrag wäre verdorben.“ Damit dies nicht geschieht, hat der Betrieb in eine automatische, sehr präzise Messeinrichtung investiert. „Jede Sorte hat andere Ansprüche an Temperatur und Luftzusammensetzung. Deshalb können wir die verschiedenen Apfelsorten nicht alle gemeinsam lagern. Ganz empfindlich sind zum Beispiel der Braeburn und der Kanzi.“ Zweimal am Tag wird die Messtechnik kontrolliert und einmal wöchentlich neu kalibriert. „Wir haben insgesamt eine Lagermenge von rund 3000 Großkisten voller Obst. Da darf nichts schiefgehen, sonst verlieren wir unsere ganze Ernte.“

 

SEBASTIAN ZIEGLER

So kriegen wir unsere Tiere satt

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Je nach Wetterlage wird das Grünland ein viertes Mal gemäht und die Ernte ins Silo gebracht. Dorthin kommt auch der Mais, der Ende September geerntet wird.

„Anschließend bearbeite ich die Felder und säe die Winterkulturen wie Weizen und Gerste aus.“

Damit sich die Grünlandflächen in den folgenden Monaten erholen können, erhalten sie nochmals organischen Dünger. „Dadurch werden die Wiesen wieder schön grün und saftig“, so Ziegler. Grundsätzlich vertrocknen ihm einmal im Jahr die Wiesen, weil zu wenig Niederschlag fällt. „Deshalb benötigen wir so große Flächen an Grünland: Damit wir unsere Tiere auch wirklich immer satt kriegen.“

 

CLEMENS COENEN

Pflanzenvielfalt

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Bis zu sieben verschiedene Pflanzenkulturen baut Clemens Coenen  auf seinem Acker an 

 

Im Herbst beginnt die Maisernte, das Erntegut verkauft der Betrieb an Milchviehbetriebe in der Umgebung.

„Wir tauschen auch immer wieder Felder mit anderen Landwirten, damit wir eine maximale Pflanzenvielfalt erreichen und auf diese Weise die Bodenqualität verbessern“, erzählt Clemens Coenen.

Sein Betrieb baut sechs bis sieben verschiedene Pflanzenkulturen an. „Dadurch wiederholt sich nur alle fünf Jahre eine Kultur auf einem Feld. Wenn wir die Felder zusätzlich noch tauschen, steigern wir den Nährstoffreichtum im Boden.“

 

Winter - Langsam kehrt Ruhe ein

THERESA THIELE

Endlich Ferien

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150 000 Bäume erhalten ihren Winterschnitt

 

Nachdem die Bäume ihre Blätter verloren haben, beginnt im Dezember der Winterschnitt. Per Hand natürlich und jedes Jahr aufs Neue. Bis die rund 150 000 Bäume fertig beschnitten sind, ist es fast schon wieder Mai.

„Eine Apfelanlage wird ungefähr 20 Jahre alt, dann muss sie erneuert werden. Auf dem Biohof sogar etwas früher“, sagt die Gärtnermeisterin.

Die Arbeiten dafür starten, wenn sich der Boden langsam wieder erwärmt, also meistens ab April. Am Ende bleibt sogar noch etwas Zeit für einen Urlaub. „Dann fahren mein Mann und ich am liebsten in die Sonne, weil wir den Sommer bei uns durcharbeiten.“

 

CLEMENS COENEN

Reparaturen und Maschinenpflege

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Die Maschinen werden für die nächste Aussaat repariert und vorbereitet

 

Die ruhigste Zeit im Jahr ist für die Coenens der Winter. „Diese Monate nutzen wir, um unseren Maschinenpark zu pflegen, Reparaturen auszuführen und die Kartoffelaussaat vorzubereiten.“ Denn Coenens lassen ihre Kartoffeln in kleinen Kisten vorkeimen, damit sie später auf den Feldern schneller wachsen und früher an die Kunden ausgeliefert werden können.

„Gleichzeitig bereiten wir die Böden vor, sobald die Felder gut befahrbar sind. Dadurch können wir früher aussäen.“

Auch die Vorverträge fürs Getreide und die Kartoffeln werden in der kalten Jahreszeit mit Genossenschaften und Pommes-Fabriken abgeschlossen.

 

SEBASTIAN ZIEGLER

Tiere müssen täglich versorgt werden

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Winterruhe auf den Feldern

In den kalten Monaten passiert nicht mehr viel auf den Feldern und Wiesen in der Schwäbischen Alb. „Das Gras benötigt Wärme, um zu wachsen. Das gilt auch für andere Kulturen wie Mais oder Getreide. Da es bei uns aber kälter ist als auf dem flachen Land, müssen wir uns hier ein bisschen gedulden.“ Stattdessen stehen im Winter Wartungs- und Reparaturarbeiten an oberster Stelle. In den Ställen hingegen gilt auch jetzt: Die Tiere wollen versorgt werden, egal, wie warm oder kalt es draußen ist. Urlaub machen die Zieglers aber trotzdem.

„Wenn wir jemanden organisiert haben, der unsere Tiere versorgt, dann können wir Anfang Juni frei machen oder vor der Maisernte Mitte September.“

 

Tags: Pflanze, Ernährung, Boden

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