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Carbon Farming

Champagner für den Boden

Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

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Bernd Olligs ist einer von vielen Landwirten in Europa, die bei einem Carbon-Farming-Projekt erproben, wie sie den Humusgehalt ihrer Ackerböden erhöhen und dadurch mehr Kohlenstoff binden können.

 

Boden ertragreich

Wenn es die unvorhersehbaren Wetterwechsel zwischen extremer Trockenheit und starken Regenfällen nicht gäbe, dann könnte Bernd Olligs so manchen Monat vor der Ernte besser schlafen. Denn auf seinem Damianshof in Rommerskirchen bei Köln herrschen bodentechnisch die besten Voraussetzungen, um ertragreich Kulturen wie Winterweizen, Gerste, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüsesorten anzubauen.

 

„In Sachen Ertragsfähigkeit erhält unser Boden 95 von 100 Punkten“, erzählt der Diplomlandwirt. Er könne in seinem Betrieb also quasi alles sehr erfolgreich anbauen, so gut sei seine Erde, ist Olligs überzeugt.

 

Doch der Klimawandel, verursacht durch Treibhausgase, macht Olligs zu schaffen. Auf der einen Seite produziert die Landwirtschaft laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) neun Prozent der gesamten Treibhausgase in Deutschland, auf der anderen Seite ist sie aber auch Teil der Lösung.

 

Carbon Farming  

Aus diesem Grund hat das Agrar- und Pharmaunternehmen Bayer europaweit ein landwirtschaftliches Dreijahresprojekt gestartet, bei dem mit klimafreundlichen Praktiken Treibhausgasemissionen eingespart und gleichzeitig Humus im Boden aufgebaut werden soll – neudeutsch auch Carbon Farming genannt.

 

Der nachweisliche Aufbau von Humus in Böden ist ein wesentlicher Baustein, um den CO2-Gehalt in der Luft zu senken und die Erderwärmung zu bremsen.

 

Zum Projektstart wurde bei Bernd Olligs, der seinen Hof in sechster Generation führt, der organisch gebundene Kohlenstoffgehalt an bestimmten Stellen im Boden als Ausgangswert gemessen. Genau dort werden die Bodenproben zum Ende des Projekts wiederholt. Seitdem trägt der Landwirt die Daten all seiner pflanzenbaulichen Maßnahmen und Bodenbearbeitungsgänge präzise und gewissenhaft auf der digitalen Landwirtschaftsplattform Climate FieldView ein. Ein hoher Arbeitsaufwand, der sich lohnen wird, da ist sich Ollig sicher.

„Bisher konnte ich nicht klar belegen, wie sich mein Boden verändert und welche individuellen Maßnahmen tatsächlich greifen, um den Kohlenstoff fixierenden Humus effizient aufzubauen“, sagt der Landwirt. Das soll sich zukünftig mithilfe dieser Plattform und einer in der Entwicklung befindlichen Anwendung ändern.

 

Humusmehrend und humuszehrend

Olligs klimafreundliche Praktiken sind facettenreich. So baut er zum Beispiel mehr Weizen als Kartoffeln an, da Kulturen wie Getreide oder Raps humusmehrend sind, während Zuckerrüben und Kartoffeln als humuszehrend eingestuft werden. Alle zwei Jahre führt der 55-Jährige seinem Boden ein Substrat aus dem Champignonanbau zu. „Champost besteht hauptsächlich aus strohreichem Pferdemist. Es hat die gleiche belebende Wirkung auf die Erde wie Champagner auf Menschen. Mit diesem torfähnlichen Kompost erhält der Boden neue Energie“, erklärt der Nordrhein-Westfale.

Lohnend für den Humusaufbau ist der Anbau von Pflanzen zwischen den Hauptkulturen. Nach der Ernte des Getreides im Juli hält der Landwirt mit der Aussaat sogenannter Zwischenfrüchte ab Mitte August seine Felder den ganzen Winter hindurch begrünt, bevor im April Zuckerrüben oder Kartoffeln gesät beziehungsweise gepflanzt werden. Diese Begrünung steht zwischen den Früchten, die der Landwirt ernten möchte.

Die Aussaat der Zwischenfrüchte dient neben dem Humusaufbau dazu, die Felder vor Erosion zu schützen, die Wasserspeicherkapazität der Böden zu verbessern und gelöste Nährstoffe vor der Auswaschung über Herbst und Winter zu schützen.

 

Zwischenfrüchte fördern Bodenleben

„Zwischenfrüchte wie zum Beispiel Ölrettich fördern das Bodenleben mit Regenwürmern und Mikroorganismen. Allerdings stellen die warmen Wintermonate ohne Frosttage eine große Herausforderung dar, weil die Zwischenfrüchte nicht vollständig abfrieren. Hier hilft nur der Einsatz von Landmaschinen wie dem Pflug. Aber das ist keine gute Option, weil man damit das Bodengefüge wieder zerstört. Pflanzenschutzmittel sind hier ergänzend ein wichtiges Werkzeug. Auf diese Weise arbeite ich nachhaltig und klimaschonend.“

Aktuell prüft der Landwirt, welche Zwischenfruchtmischungen welchen Einfluss auf den Humusgehalt in seinen Böden haben. „Humus ist für mich wie ein Sparbuch, mit dem es sich gut leben lässt. Zumal wir hauptsächlich mit Nährhumus und selten mit Dauerhumus arbeiten. Dieser Nährhumus baut sich bei steigenden Bodentemperaturen auch schneller ab. Deshalb müssen wir Landwirte für seinen Erhalt Sorge tragen.“

Dafür setzt Bernd Olligs auch digitale Technologien ein. So kann er sehr genau die benötigten Nährstoffe ermitteln, die er als mineralischen Dünger ausbringen muss, um optimale Erträge zu erzielen. Denn eine Faustregel gilt bei Carbon Farming ganz sicher: Je höher die Ernteerträge sind, desto mehr CO2 wird von den Kulturpflanzen gebunden. Ein Beispiel:

„Wenn ich auf einem Hektar Land 110 Tonnen Zuckerrüben ernte, fixiere ich ca. 46 Tonnen CO2 und ich produziere ca. 32 Tonnen Sauerstoff. Das bedeutet, dass mein Acker doppelt so viel Sauerstoff abgibt wie ein Wald.“

 

Tags: Klima, Klimawoche, Boden

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