Grünland und Ackerflächen, soweit das Auge reicht. Unterbrochen werden die riesigen Felder durch lange Baum- und Strauchreihen aus Erlen, Pappeln, Esskastanien, Robinien, Baumhasel und verschiedenen Obstbäumen. 2015 pflanzte Thomas Domin zum ersten Mal schnellwachsende Gehölze auf seinen Acker- und Wiesenflächen an – immer entgegen der Hauptwindrichtung.
Durch das ausgeklügelte Agroforstsystem gelingt es ihm seitdem, die Windgeschwindigkeiten auf seinen Betriebsflächen, um bis zu 90 Prozent zu verringern und damit die Erosion, also den Verlust von fruchtbarem Boden, gen Null zu bringen. „Unsere brandenburgische Erde ist so trocken, dass bei Wind wahre Sandstürme entstehen“, erklärt Thomas Domin. Das bedeutete, dass ihm sein Hauptproduktionsmittel, nämlich der Boden samt seinen wenigen Humusanteilen, regelmäßig davonflog. „In unserem Dorf musste sogar einmal Hausfassaden einer Neubausiedlung neu gestrichen werden, weil so viel Sand gegen die frisch geputzten Wände geweht war“, erinnert sich der Landwirt aus Peickwitz bei Senftenberg.
Agroforst: Ein multifunktionales System
Forstwissenschaftler Dr. Christian Böhm brachte Domin auf die Idee, dessen 320 Hektar großen Acker- und 50 Hektar großen Grünlandflächen mit Gehölzen zu schützen.
„Agroforst ist genauso multifunktional wie ein Schweizer Messer“, freut sich der Mitbegründer des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft (DeFAF).
„Dank der Baumreihen können wir mehr Feuchtigkeit in unseren trockenen Böden halten. Gleichzeitig bieten wir vielen Wildtieren, Vögeln und Insekten ein neues Zuhause, auch das Bodenleben profitiert von den Gehölzstreifen . Außerdem beschatten wir mit den Bäumen auch die Gewässer. Das führt zu weniger Algenbildung und Verkrautung.“
Auch seine Rinder und sein Geflügel, die von Frühjahr bis Herbst auf den Wiesen weiden, freuen sich über die schattenspendenden Bäume. „Die Umweltleistungen von Agroforstsystemen sind enorm. Aus den Hackschnitzeln, die wir in einem entsprechenden Heizkessel zu Wärme umwandeln, generieren wir nicht nur die Energie, die wir auf unserem Hof verbrauchen, wir wollen daraus zukünftig Pflanzenkohle machen und diese zur Bodenverbesserung in die Felder einbringen“, erläutert der Landwirtschaftsmeister. Damit verspricht er sich, die Nährstoff- und Wasserspeicherkapazität in seinen Böden zu erhöhen und Kohlenstoff langfristig im Boden zu binden. Erste Versuche hat der Betrieb bereits gestartet.
Innovation und neue Wege für die Landwirtschaft
„Vor über zehn Jahren war es noch undenkbar, dass man Bäume auf die Ackerflächen pflanzte. Aber inzwischen haben viele Landwirte die Vorteile von Agroforstsystemen erkannt“, sagt Domin.
So ist der DeFAF seit Gründung 2019 von ursprünglich 80 Mitgliedern auf mittlerweile über 500 angewachsen. Thomas Domin arbeitet auf seinem Hof aber nicht nur umwelt- und klimabewusst, er experimentiert auch mit ungewöhnlichen Kulturpflanzen wie zum Beispiel mit äthiopischer Zwerghirse, auch Teff genannt. „Das gesunde, glutenfreie Grundnahrungsmittel wird in Biobäckereien verwendet“, beschreibt der Landwirt. „Leider sind die Körner so fein wie Sandstaub und genau den konnten wir dann nicht aussieben. Daher hat es beim Verzehr unserer Hirseplätzchen geknirscht.“ Doch Thomas Domin lässt sich nicht unterkriegen. „In diesem Jahr bauen wir zum ersten Mal Champagnerroggen an. Dies ist eine alte Roggensorte, die sehr robust ist und gut mit den klimatischen Bedingungen in Südbrandenburg klarkommt.“ Der Name klingt jedenfalls schon einmal vielversprechend.
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