Kann Künstliche Intelligenz die Landwirtschaft revolutionieren? Landwirtin Barbara Steinberger und Landwirt Jakob Tramsen aus Deutschland zeigen, wie moderne Technologien bereits heute ihre Höfe verändern – und welche Herausforderungen dabei bleiben.
Bild: Barbara Steinberger, Landwirtin aus Niederbayern und Jakob Tramsen, Landwirt aus Schleswig-Holstein setzen auf smarte Technologien
Barbara Steinberger bewirtschaftet mit ihrem Vater einen Ackerbaubetrieb in Niederbayern. Was sie an der Landwirtschaft fasziniert? "Dass es jedes Jahr aufs Neue anders ist." Diese ständige Herausforderung teilt sie mit über 20.000 Follower:innen auf Instagram. Dort zeigt sie, wie vielfältig Landwirtschaft sein kann – vom klassischen Winterweizen bis hin zur Saatgutvermehrung für Gräser und Wildblumen. Doch was macht ihren Betrieb besonders? Sie setzt konsequent auf moderne Technik: GPS-gesteuerte Maschinen, Section Control für präzisen Pflanzenschutz und sogar Patch-Spraying mittels Drohne und KI.
Letzteres erlaubt, nur dort Unkraut zu bekämpfen, wo es wirklich nötig ist – und schützt gleichzeitig die Kulturpflanzen vor Nebenwirkungen durch Pflanzenschutzmittel. "Es spart nicht nur Mittel, sondern schont auch die Pflanzen. Und das zahlt sich letztlich beim Ertrag aus", erklärt sie.
Ähnlich technikaffin ist Jakob Tramsen, Landwirt aus Schleswig-Holstein. Sein Betrieb vereint Milchviehhaltung, Schweinezucht, Ackerbau und eine Biogasanlage – und ist damit breit aufgestellt. Auch bei ihm übernimmt die Technik viele Aufgaben: Melkroboter, automatische Fütterung, intelligente Halsbänder, ähnlich wie eine Smartwatch für Kühe, und sogar KI-gestützte Kameras im Stall.
"Die Technik nimmt uns standardisierte Arbeiten ab. So bleibt mehr Zeit, uns wirklich intensiv um die Tiere zu kümmern", sagt Tramsen.
Doch ganz ohne Menschen funktioniert es nicht: "Das Auge des Landwirts ist durch nichts zu ersetzen", ergänzt er.
Bild: "Smartwatch für Kühe" - Für eine bessere Überwachung seiner Tiere setzt Jakob Tramsen intelligente Halsbänder ein.
Auch auf dem Feld ist die Digitalisierung angekommen: Alle Ackerschläge sind eingemessen, Maschinen per GPS vernetzt, Applikationskarten steuern Düngung und Pflanzenschutz. Und eine zentrale Software zeigt ihm in Echtzeit, wo welcher Traktor gerade unterwegs ist.
Beide Betriebe zeigen: Digitalisierung verändert nicht nur Abläufe, sondern auch die Anforderungen an Landwirt:innen. "Man muss sich intensiv mit der Technik beschäftigen – das passiert nicht nebenbei", betont Steinberger. Doch wer sich darauf einlässt, profitiert: Weniger Aufwand, bessere Ergebnisse und mehr Kontrolle. Auch wirtschaftlich können Investitionen in smarte Technik sinnvoll sein – wenn sie gezielt erfolgen.
„Wir investieren vor allem in Dünge- und Pflanzenschutztechnik. Denn da steckt das meiste Potenzial zur wirtschaftlichen Einsparung und positive Auswirkungen zum Schutz der Umwelt“, so Steinberger.
Sie spricht auch weitere wichtige Themen beim Einsatz smarter Technologien an - Datenhoheit und Datenschutz. „Die Angst vor Überwachung ist da. Aber der Nutzen überwiegt.“
Trotz aller Vorteile bleiben viele Betriebe zögerlich. Der Grund? Hohe Investitionskosten und fehlende Erfahrung. Tramsen betont: „Wenn wir als Gesellschaft wollen, dass moderne Technik Einzug hält, brauchen wir gezielte Förderprogramme – auch für kleinere Betriebe.“ Ein Beispiel sei der Innovationsfonds der Rentenbank, der jedoch schnell überzeichnet war.
Steinberger ergänzt: "Man muss Technik greifbar machen. Ich will andere Betriebe aktiv mitnehmen – auf Instagram, aber auch direkt auf den Acker."
Bei aller Technik bleibt klar: Der Mensch bleibt zentral.
„Ich muss meine Pflanzen sehen, den Boden anfassen, meine Tiere beobachten“, so Steinberger. Auch Tramsen sagt: „Die KI kann viel – aber sie sieht eben nur, was die Kamera sieht. Der Mensch sieht das Ganze.“
Moderne Technik kann helfen, Ressourcen zu sparen, Tierwohl zu verbessern und die Umwelt zu entlasten. Aber sie stellt auch neue Anforderungen – und kostet Geld. Was Landwirte wie Barbara Steinberger und Jakob Tramsen zeigen: Wenn Technik richtig eingesetzt wird, kann sie echte Vorteile bringen – für Betrieb, Tier, Umwelt und Verbraucher:innen.
Wer regional und saisonal einkauft, kann Landwirt:innen unterstützen, die auf nachhaltige, zukunftsorientierte Landwirtschaft setzen.
Wer mehr erfahren möchte, hier geht es zum Interview aus dem Thementalk Zukunftsfelder - Moderne Technik & KI für Klimaschutz und Tierwohl
Quelle: Thementalk Zukunftsfelder vom 03.04.2025. Das Interview führte Lea Fließ, Geschäftsführerin beim Forum Moderne Landwirtschaft.