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Bioenergiedorf Burgjoß im Spessart

Geschrieben von Forum Moderne Landwirtschaft e.V. | 07.10.2022 13:15:00

Wie fortschrittlich und nachhaltig ein Dorf sein kann, das beweist Burgjoß im Spessart mit seinen knapp 800 Einwohnern. Seit fast zehn Jahren betreibt Michael Korn in seinem hessischen Wohnort eine Biogasanlage.

 Bereits 2005 entstand in dem Erholungsort die ldee, sich von der Lieferung von rund 400 000 Liter Heizöl pro Jahr unabhängig machen und die örtlichen Haushalte über eine eigene Holzhackschnitzelanlage mit Wärme zu versorgen.

Nur drei Jahre später ging das ökologische Nahwärmenetz in Betrieb. Den Bau einer Biogasanlage schlugen daraufhin drei Dorfbewohner zur weiteren Erzeugung erneuerbarer Energie mit nachwachsenden Rohstoffen vor. Während die Holzhackschnitzelanlage als Bürgerinitiative realisiert wurde, zeigten sich die Dorfbewohner eher skeptisch gegenüber der Biogasanlage und befürchteten Geruchsbelästigung und eine Verbauung der Landschaft. „Dabei harmonieren beide Projekte sehr gut miteinander“, erzählt Michael Korn. Der Burgjoßer hat die 600-kW-Biogasanlage schließlich gemeinsam mit seinen beiden Partnern gebaut und beliefert damit heute sicher und zuverlässig rund 160 Haushalte mit Strom und Wärme.

Anders als bei Wind- und Sonnenenergie ist die Erzeugung von Biogas unabhängig vom Wetter. Biogas ist transportier- und speicherbar und von daher flexibel einzusetzen – zum Beispiel zur regionalen Strom- und Wärmebereitstellung wie beim Burgjoßer Beispiel. Und das Biogas kann, wenn es veredelt wird, in Form von Biomethan (kurz: RNG) als Kraftstoff für Fahrzeuge genutzt werden. Biogas ist CO2 - neutral und stellt mit der Vergärung regenerativer Substanzen wie Biomüll, Grünschnitt oder Tiermist eine nachhaltige Verwertung dar.

 

Nachwachsende Rohstoffe liefern Energie

Die im Spessart 2012 ans Netz geschaltete Anlage wird zu je einem Viertel mit Mais- und Grassilage, Pferdemist und Getreidepflanzen gespeist. Das durch den Energieerzeugungsprozess anfallende Gärgut wird als organischer Dünger auf Äcker und Grünland verteilt. Ein vorbildlicher und nachhaltiger Kreislauf. „Die nachwachsenden Rohstoffe bauen wir auf einer Fläche von 350 Hektar an“, erklärt der Key Account Manager von BayWa, einem international agierenden Unternehmen in den Bereichen Landwirtschaft, Energie und Bauwesen. Nach der Vergärung werden die organischen Reste als Dünger auf den Feldern nachbarschaftlicher Betriebe verwendet. Dabei sorgt das nährstoffreiche Gärgut auch für die Verbesserung der Bodenstruktur und erhöht den Humusanteil, was zum Beispiel die Wasserspeicherkapazität des Bodens verbessert.

„Wir produzieren inzwischen bedarfsgerecht und speichern die Energie in der Kuppel der Anlage“, erklärt Michael Korn. Deshalb steht die Anlage nachts still. „Alternativ könnten wir Biogas zu Biomethan umwandeln, also Erdgas, womit wir in Anbetracht der Diskussionen um die Erdgaslieferungen aus Russland voll im Trend liegen“.

Die Zukunft sieht Korn in der Veredelung von Biogas, das als Treibstoff aus erneuerbarer Energie fossile Brennstoffe im Verkehrssektor ablöst. Die Bürger von Burgjoß sind mittlerweile froh über die Biogasanlage, mit deren Energie sie heizen, kochen und Licht machen. Auch über Geruchsbelästigungen beklagt sich niemand.