Gemeinsam mit David Oswald schauen wir uns den Erdbeeranbau mal etwas genauer an. Auf dem Betrieb von Andreas Renner werden die Erdbeeren nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Tunnel angebaut. Die größte Herausforderung des Erdbeeranbaus ist das Klima. Durch den Tunnelanbau kann dem entgangen werden und eine höhere Effizienz erzielt werden.
Beim plötzlichen Kälteeinbruch im Februar reagiert David Oswald blitzschnell und schaltete die Beregnung in den 35 Tunneln ab, in denen rund 500.000 Erdbeerpflanzen seit letztem August wachsen. Zusätzlich ließ Oswald, der im Betrieb von Andreas Renner für Erdbeeren und Spargel verantwortlich ist, die Grünpflanzen zu ihrem Schutz mit Vliesbahnen abdecken.
Möglichst als einer der ersten den Großmarkt mit frischen Erdbeeren zu beliefern sei eine große Herausforderung, genauso wie die spürbaren Klimaveränderungen, erzählt Oswald.
„Wer zuerst liefert, erzielt die höchsten Preise. Aber wenn es zu Spätfrost kommt oder es zu viel regnet oder zu heiß ist, erhöht sich die Krankheitsgefahr bei den Pflanzen beziehungsweise der Schädlingsbefall“, so Oswald.
Optimal für Erdbeeren ist eine Wetterperiode, in der die Temperatur unter zehn Grad sinkt, sowie anschließende Trockenheit und Temperaturen bis maximal 25 Grad. Um die Wetterabhängigkeit zu minimieren und eine gleichbleibend hohe Beerenqualität zu erzielen, stellte der rheinland-pfälzische Familienbetrieb vor vier Jahren auf circa acht Hektar Ackerland Folientunnel auf, in denen lange Substratsäcke mit Pflanzenöffnungen liegen. Hierhinein werden Früh- und Spätsorten mit der Hand gesetzt. Um die fünf Tage benötigen rund 20 Helfer für die Auspflanzung in den treibhausähnlichen Vorrichtungen, deren Seitenwände aufklappbar sind.
"Der Tunnelanbau hat sehr viele Vorteile, die vor allem auch der Umwelt zugutekommen“, sagt Oswald. „Es müssen beispielsweise keine Herbizide, also Mittel, die das Unkraut reduzieren, eingesetzt werden, Blatt- und Fruchtkrankheiten werden vermindert, und gegen Schädlinge wie Blattläuse setzen wir Nützlinge wie die Larven der Florfliege ein.“
Flüssigdünger gelangt direkt über die Tropfschläuche der Wasserversorgung an die Wurzeln, ohne dabei mit dem Ackerboden in Berührung zu kommen. Die Erdbeerblüten werden von Hummeln bestäubt. „Wir stellen zwei Kästen für sie in den Tunnel. Das klappt prima“, erzählt der Betriebsleiter.
Eine Saison lang werden dieselben Pflanzen im Tunnel abgeerntet. Im zweiten Jahr werden sie ausgetauscht, da die Früchte dann kleiner werden. „Rund 220 Tonnen Erdbeeren ernten wir pro Jahr in den Tunneln. Wir verfügen auch über 10 Hektar Freilanderdbeeren. Hier ernten wir rund 20 Tonnen weniger, und das trotz größerer Fläche.“ Der Grund dafür ist unter anderem, dass in den Tunneln auf einem Meter acht Pflanzen gesetzt werden. Auf den Dämmen des Freilands stehen nur drei Pflanzen pro Meter. „Auf dem Freiland verteilen wir zwischen den Dämmen Stroh, aber dennoch bilden sich Unkräuter, die wir wegen des Konkurrenzdrucks mit Herbiziden beseitigen.“
Im Freiland werden die rund 250.000 Pflanzen alle zwei Jahre ausgetauscht. Sie verlieren dann an Kraft. Gepflanzt wird ab Juni. Im Spätsommer werden Ableger abgeschnitten, damit der Pflanze keine Energie verloren geht. Dann folgt die Winterruhe, bis die ersten Erdbeeren ab Anfang April erntereif sind.
„Auf unseren 1000 Hektar konventionellen Anbau- und unseren 600 Hektar Bioanbauflächen ernten wir auch Karotten, Sellerie oder Frühlingszwiebeln, aber Erdbeeren und Spargel sind mir das Liebste, weil es Emotionsprodukte sind. Die Verbraucher freuen sich auf sie, weil es sie nur zu einer ganz bestimmten Zeit gibt.“