Der hessische Landwirt Paul Groh baut seit 2018 auf einer 10ha großen Fläche Soja an. Noch spielt der Sojaanbau in Deutschland eher eine untergeordnete Rolle. Dr. Joachim Eder von der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL.) setzt sich mit dem Anbau von Soja in Deutschland auseinander, und gibt uns einen Ausblick über den nationalen Sojaanbau. Landwirt Groh teilt seine bisherigen Erfahrungen im Sojaanbau mit uns.
Die ursprünglich aus Asien stammende Hülsenfrucht ist nach Auffassung des Wissenschaftlers eine einfache Kultur für Könner. „Sie ist pflegeleicht, wird kaum von Krankheiten befallen und braucht daher nur wenig Pflanzenschutz. Die Sommerkultur kann zudem mechanisch gegen Unkraut behandelt werden“, beschreibt Dr. Eder die Vorzüge der Sojapflanze. Außerdem helfe sie durch ihre langen Wurzeln die Bodenqualität zu verbessern, was den nachfolgenden angebauten Pflanzen zugute komme. „Mit dem Sojaanbau wollte ich etwas Neues ausprobieren“, erzählt der hessische Landwirt. Die Erträge seiner Rapsernte hatten sich wegen anhaltender Trockenheit mehr und mehr verschlechtert, deshalb suchte er nach einer möglichen Anbaualternative. „Inzwischen haben sich die Rapserträge allerdings wieder erholt, und die Sojapflanzen stehen auf einer unserer Flächen, die 30 Kilometer vom Betrieb entfernt liegt“, erklärt Groh. Wegen ihrer Anspruchslosigkeit biete sich der Anbau von Soja auf diesem Feld an, so der Landwirt.
Eine Schönwetterperiode mit viel Sonne sorge bei der Aussaat für einen zügigen Feldaufgang, berichtet Landwirt Groh. „Das ist im Sojaanbau das A und O, denn Tauben lieben die frischen Keimlinge und können erheblichen Schaden anrichten. Hält man den Bestand auch noch unkrautfrei, geht der Rest wie ganz von alleine“, fasst Groh seine Erfahrungen zusammen. Ein anderer natürlicher Feind von Soja ist der Distelfalter, berichtet er. Seine Raupen fressen die Pflanze kahl, was zum Totalausfall der Ernte führen kann. „Aber der Falter kommt nur alle paar Jahre mit Warmluft in unsere Gefilde. Ackerbaubetrieben, in denen auch der Anbau von Körnermais möglich ist, kann ich Sojaanbau zur Erweiterung der Fruchtfolge empfehlen“, sagt der Landwirt.
„Wenn mehr Soja in Deutschland angebaut würde, könnten wir vor allem auch Importe aus Ländern reduzieren, wo Soja oftmals unter fragwürdigen Bedingungen produziert wird“, erläutert der bayrische Pflanzenforscher. Gemeint sind damit die enormen Waldrodungen zum Beispiel in Südamerika, wo die Gehölze für den ertragreichen Sojaanbau weichen müssen. In den Exportländern werden vielfach gentechnisch veränderte Sojasorten angebaut. Der Informationsdienst Gentechnik veröffentlichte dazu, dass in den USA der Gentechnikanteil an der Sojafläche bei über 90 Prozent liege, in Argentinien bei quasi 100 Prozent. Das Soja vom Hof Waldeck ist nicht genverändert und wird von Paul Groh über einen regionalen Händler als eiweißreiches Futtermittel an deutsche Landwirte verkauft.
2019 wurden laut statistischem Bundesamt 3,66 Mio. Tonnen Sojabohnen aus dem Ausland importiert, und nur „rund 100.000 Tonnen wurden in Deutschland produziert“, sagt Dr. Joachim Eder. In den letzten Jahren erlebte die Anbaufläche von Soja in Deutschland eine kontinuierliche Ausdehnung. Laut der offiziellen Anbaustatistik stagnierte diese allerdings in diesem Jahr. Dazu Dr. Eder: „Das wird sich aber sicher wieder ändern, da wir inzwischen geeignetes Saatgut für unsere Klimaverhältnisse gezüchtet haben. Als der Sojaanbau in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, haben wir hierzulande hauptsächlich Sojasorten angebaut, die aus Kanada stammten“, erklärt der Pflanzenexperte. Die Fortschritte in der Züchtung seien enorm, lobt er. „Wir haben jetzt die Sorten, die perfekt nach Deutschland passen. Auch wenn wir in Zukunft nicht ohne Sojaimporte auskommen werden, so sehe ich dennoch eine große Zukunft für die Pflanze in Deutschland. Nicht nur als Futtermittel, sondern auch in der Verarbeitung zu Lebensmitteln wie Sojamilch, Sojasahne oder Tofu und vielem mehr“, prognostiziert Dr. Eder. Auch der hessische Landwirt Paul Groh wird weiter auf Soja setzen. „Der Anbau von Soja macht Spaß und ist interessant. Wir haben vor drei Jahren mit nur 3,5 Hektar begonnen und sind jetzt schon fast bei der dreifachen Flächengröße.“