Ernährungswissenschaftlerin Dr. Karin Bergmann aus München erklärt die Unterschiede zwischen Kuhmilch und Soja- sowie anderen pflanzlichen Drinks und beschreibt, warum Kuhmilch ein echtes Lebenselixier ist.
Milch ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Sie ist DIE Proteinquelle im deutschsprachigen Raum mit einer sehr hohen Nährstoffdichte, die durch fast kein anderes Lebensmittel zu toppen ist. Außerdem sind in Milch Kalzium, Vitamin D und verschiedene B-Vitamine enthalten, die wir zum Erhalt unserer Gesundheit benötigen.
Proteine sind für uns und Tiere essenziell. Sie bestehen aus lebensnotwendigen Aminosäuren, die wir für Muskelaufbau, Wachstum, zur Stärkung unserer Knochen und für die Zellerneuerung benötigen.
Milch von Kühen und anderen Tieren kann nicht mit Pflanzenprodukten verglichen werden. Das ist ein ganz neuer, aber sehr anderer Markt. In Milch sind die natürlichen Nährstoffe bereits enthalten. Bei den Pflanzendrinks werden diese hinzugefügt oder ergänzt. Milch schäumt stabil, rahmt auf und sieht schön weiß aus. Auch das ist ganz anders bei den Pflanzendrinks.
Wer allergisch auf Proteine reagiert, muss Kuhmilch vermeiden, und es gibt Menschen, denen Milch einfach nicht schmeckt. Aber das sind echt Ausnahmen. Und für alle anderen gibt es ja eine große Vielfalt am Markt.
Für die Produktion von Pflanzendrinks werden keine Tiere gefüttert, die CO2 ausstoßen. Die Drinks könnten mit Ballaststoffen angereichert werden, die uns guttun. Denn in der Regel nehmen wir davon zu wenig auf. Aber auf diese Ballaststoffanreicherung wird meistens verzichtet. Und in den Pflanzendrinks ist kein Cholesterin enthalten. Auf der anderen Seite wird versucht, mit den Drinks Milch zu imitieren: Nähr- und Zusatzstoffe müssen dafür zugegeben werden. Hingegen darf der Kuhmilch nichts hinzugegeben werden. Milch ist natürlich und neben Trinkwasser das am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland.
Sicherlich wird Bioweidemilch hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit anders bewertet als konventionell hergestellte Milch. Und auch die CO2 – Emissionen sind ein Teilaspekt dabei. In den Begriff Nachhaltigkeit fließen ganz unterschiedliche Betrachtungen ein, etwa der Flächenverbrauch und die Graslandnutzung, aber auch die Nährstoffe im Endprodukt. Gerade unter diesem Aspekt punktet die Milch: Man müsste eine zigfache Menge von Pflanzendrinks zu sich nehmen, um die Nährwerte von Kuhmilch zu erreichen. Hinzu kommt, dass Milch eine regionale Proteinquelle ist, während Soja- oder Mandelinhalte importiert werden müssen. Wir dürfen bei allen Bewertungen nicht vergessen, dass uns weltweit nur noch elf Prozent an Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen, mit denen wir heute rund acht Milliarden Menschen mit Proteinen versorgen müssen. Würden wir für diesen Bedarf nur Pflanzendrinks verwenden, bräuchten wir wesentlich mehr Anbaufläche, damit alle Menschen auf der Welt sich mit hochwertigem Eiweiß ernähren können.
Ein Großteil der Verbraucher in Deutschland, nämlich rund 77 Millionen, trinken täglich oder mehrmals pro Woche Frischmilch und essen Naturjoghurt oder Käse. Dem gegenüber stehen rund eine Millionen Verbraucher, die Pflanzendrinks oder Produkte daraus bevorzugen. Der Markt für Pflanzendrinks wächst stetig weiter, erreicht aber den Milchmarkt noch lange nicht.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nennt Verzehroptionen, zum Beispiel täglich 250 Gramm Milch trinken sowie 50 bis 60 Gramm Käse essen. Milch kann auch ersetzt werden durch Joghurt, Kefir oder Buttermilch.
Das Eiweiß aus Milch ist sehr gesund, und das enthaltene Kalzium brauchen wir dringend im Körper. Fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Käse sind Futter für die Bakterien im Darm. Gerade probiotische Milchprodukte sorgen dafür, dass unterwünschte Bakterien im Darm verdrängt werden und eine vielfältige Bakterienwelt im Darm vorherrscht. Kalzium unterstützt die Knochendichte, das heißt, mit dem Verzehr von Milch und Käse beugt man wirksam Osteoporose vor. Ältere und Hochbetagte, die wenig Hungergefühl haben, profitieren zudem von Milchprodukten als ideale Nährwertquellen. Milch begleitet uns das ganze Leben - von der Geburt bis ins hohe Alter. Es gibt einfach keinen effizienten Ersatz dafür.