Wie wird man eigentlich Landwirtin? Junglandwirtin Paula Schultze, arbeitet neben ihrem Studium der Landwirtschaft in einem Milchviehbetrieb in Sachsen. Sie erzählt uns, wie sie ihren Weg in den Beruf fand und auch was sie über die Zukunft der Landwirtschaft denkt.
Also mein Bildungsweg ist jetzt vielleicht nicht der klassische. In der 10. Klasse wollte ich eigentlich Lehrerin werden und Abitur machen.
Dann hat mein Papa zu mir gesagt, „geh erstmal in den Kuhstall und wenn du dann noch Lehrerin werden willst, dann kannst du das machen.“
Nun, mein Herz ist im Kuhstall hängen geblieben. Ich habe dann meine 10. Klasse absolviert, meinen Realschulabschluss gemacht, habe Tierwirtin gelernt, und noch den Wirtschafter für Landwirtschaft drangehangen. Den habe ich letztes Jahr im Sommer beendet. Durch den Wirtschafter kann ich nun auch ohne Abitur studieren.
Seit Oktober studiere ich im Fernstudium den Studiengang Landwirtschaft in Bernburg und arbeite nebenbei in einem Milchviehbetrieb in Sachsen mit tausendfünfhundert Kühen.
Also, ich möchte nicht unbedingt in der praktischen Landwirtschaft bleiben. Mein Ziel ist es, in Richtung Beratung zu gehen.
Bild: Neben ihrem Fernstudium arbeitet Paula in einem Milchviehbetrieb in Sachsen.
In der praktischen Landwirtschaft muss man natürlich körperlich belastbar sein. Auch offen sein für Neues und sich persönlich weiterentwickeln wollen.
Ich denke, es ist wichtig, sich selbst zu fragen, wo man hinwill. Eine Ausbildung ist nie verschwendete Zeit.
Meine Mutti hat immer zu mir gesagt „Wer hoch hinaus möchte, der muss auch unten angefangen“.
Ich bin sehr dankbar darüber, dass meine Eltern mich nicht sofort auf ein Studium losgelassen haben, und ich erst einmal eine Ausbildung gemacht habe. Persönlich finde ich das Studium wichtig, um später keine Grenzen zu haben. Aber zwingend notwendig ist es nicht. Es kommt darauf an, wo man hinmöchte und welche Ziele man hat.
Die Landwirtschaft entwickelt sich technisch immer weiter, mit KI und Automatisierung. Wir können immer mehr Daten sammeln und die müssen natürlich irgendwo verarbeitet werden.
Das Thema Nachwuchs bzw. Fachkräftemangel wird weiter schwierig sein. Ich sehe das auch bei uns im Betrieb. Wir haben im Stall circa 50 Angestellte, die Hälfte davon ist 60 plus. Wenn die dann bald in Rente gehen, fehlt der halbe Stall.
Man muss auch bedenken, dass durch Automatisierung wie Robotersysteme neue Anforderungen an Arbeitskräfte entstehen. Sie müssen auch mit der Technik und den Daten umgehen können.
Ich persönlich brauche viel Abwechslung im Job. Da einen Job zu finden, den man 20 Jahre lang machen möchte, ist sicher nicht leicht.
Es gab gerade erst eine Zeit, da hatte ich eine kurze Flaute. Zu Hause hatten wir gerade entschieden, dass wir den Betrieb zukünftig im Nebenerwerb weiter machen und aufgrund verschiedener Gegebenheiten von einer biologischen Bewirtschaftung wieder auf konventionell zurückzustellen werden. Da dachte ich, vielleicht wäre es doch besser, und du studierst jetzt einfach Lehramt. Dann bist du verbeamtet und hast mehr Sicherheit.
Doch dann dachte ich, nein. Ich möchte doch noch über die Felder fahren, über die schon mein Opa gefahren ist. Solche Phasen sind, denke ich normal. Dann muss man immer wieder zu seinem Strand zurückfinden.
Dass ich generell die Branche wechseln würde, kann ich mir nicht vorstellen. Weil Landwirtschaft einfach die schönste und vielfältigste Branche ist.