AgTech-Start-ups, also Start-ups, die sich mit Agrarlösungen beschäftigen, sind laut Startup-Monitor 2019 mit 1,9 Prozent in der deutschen Gründerszene in der Minderzahl. Um die Gründungsaktivität in dieser Branche zu steigern, wurde in Osnabrück 2018 von 28 lokalen Firmen das Seedhouse gestartet und vom Land Niedersachsen gefördert.
Das Zentrum bietet AgTech-Startups ein umfassendes Förderprogramm an, mit kostenlosen Büro- und Laborräumen, Expertenworkshops und Kontakt zu Investoren. 24 Gründerunternehmen haben das Programm bereits durchlaufen und Lösungen für eine höhere Produktivität, mehr Nachhaltigkeit, die Verbesserung von Arbeitsbedingungen oder die Verringerung von Umweltauswirkungen in der Agrarbranche entwickelt.
Landwirte lernen fliegen
Die Herbologen Dr. Robin Mink und Dr. Alexander Linn mit SAM-DIMENSION entwickelten bereits während ihrer Promotionen an der Universität Hohenheim eine künstliche Intelligenz für die präzise Unkrautregulierung. Dazu lässt das Team ihre „Smart Aerial Mapping“- Kameradrohne aus circa 35 Metern Höhe Ideen wachsen nicht auf Bäumen – sie reifen in den Köpfen kreativer Unternehmensgründer heran.
Mit ihren Innovationen sorgen Start-ups in allen Branchen für mehr Fortschritt. Sie schaffen neue Geschäftsfelder, Dienstleistungen und Arbeitsplätze Auf Experimentierfeldern unterwegs 23 Innovation Luftaufnahmen von einem Feld erstellen. Die Farbbilder zeigen auf jedem Quadratmillimeter genau an, was auf dem Boden wächst. Sogar Unkräuter im Keimblattstadium werden sichtbar. „Unsere Software wertet die Bilder mithilfe von künstlicher Intelligenz aus und fertigt Anwendungskarten für Feldspritzen nach ISO-Norm an“, sagt Dr. Robin Mink.
Diese Karten werden in die Landmaschine eingelesen. Dadurch lassen sich je nach Unkrautaufkommen die Düsen der Maschine automatisch an- und abschalten, was eine einzelpflanzenspezifische Behandlung von Unkräutern ermöglicht. „Bisher bringen die Landwirte Pflanzenschutzmittel flächendeckend auf den Feldern aus. Bei ausbleibender Kontrolle zählen Unkräuter zu den größten ertragsmindernden Faktoren im Ackerbau. Je nach Feldfrucht und Unkrautbefall kann der Landwirt mit unserer Technik 50 bis 70 Prozent seiner Kosten sparen“, so Mink.
Hinzu kommt, dass die moderne Landwirtschaft nach neuen Prozessen suche, um die Pflanzen möglichst umwelt- und ressourcenschonend zu behandeln, erläutert der Drohnenspezialist. „Unser System gibt dem Landwirt und dem Verbraucher die Sicherheit, dass Herbizide nur dort eingesetzt werden, wo sie absolut nötig sind. Dies kann der Landwirt durch seine Karten-App nachweisen,“ erklärt Mink. Das AgTech-Start-up plant, im Herbst 2021 mit den Drohnen auf den Markt zu gehen. „Unsere Technologie ist vielseitig einsetzbar. Sie kann bei der Kartierung weiterer pflanzenbaulicher Maßnahmen, etwa bei der Düngemittelausbringung, genutzt werden“, erläutert Mink. SAM-DIMENSION geht sogar einen Schritt weiter.
Das Start-up möchte mit seiner Technologie auch die biologische Spezies einer Pflanze bestimmen. Dadurch würde es möglich, seltene Arten zu schützen. Denn sollte das Unkraut einen ökologischen Nutzen haben, könnte der Landwirt entscheiden, es wachsen zu lassen. „Geplant ist, dass die Landwirte die Drohnen selbst fliegen. Wir hoffen aber darauf, dass die Drohnen zukünftig autonom fliegen dürfen“, sagt der Gründer. Das würde weitere Arbeitszeit sparen. Bislang dauert ein Flug über ein zehn Hektar großes Feld circa eine Stunde.