Seit 2019 ist der Saatguthersteller KWS im Bereich Gemüse aktiv und züchtet unter anderem grüne Bohnen. Genau wie Erbsen sind Bohnen wichtige pflanzliche Eiweißlieferanten, die zur Herstellung von Fleisch- und Milchersatzprodukten unerlässlich sind. Pieter Van Grieken ist Produktmanager beim niedersächsischen Saatguthersteller. Für KWS ist er in den Niederlanden tätig, der europäischen Hochburg der Gemüsezüchtung und des -Anbaus. Der Produktmanager beschreibt, warum die beliebten Hülsenfrüchte heutzutage robuster sind und welche Anforderungen sie zum Beispiel in der französischen Küche erfüllen müssen.
Der Klimawandel und Krankheiten beeinflussen heutzutage die Ernteergebnisse- und Qualität des grünen Gemüses. Allein die Auswirkungen extremer Wetterereignisse haben sich in den letzten Jahren verstärkt. Unsere Pflanzenzüchter reagieren darauf und entwickeln Sorten, die widerstandsfähiger sind und weniger Ressourcen benötigen, um den Konsumentenwünschen nach mehr nachhaltigem Anbau gerecht zu werden.
Für den Frischmarkt bieten wir Bohnen wie Goldfinger an, die für ihren natürlich süßen Geschmack und ihre leuchtende Farbe bekannt sind. Für die gehobene Gastronomie haben wir Bohnensorten gezüchtet, die zum Beispiel sehr fein, sehr gleichmäßig im Wuchs sind und durch eine gute Textur überzeugen.
Beim Kochen sollen die Bohnen eine zarte, aber feste Konsistenz haben. Hinsichtlich ihrer Resistenz müssen sie gegen weit verbreitete Pilz- und Virenkrankheiten immun sein genau wie gegen Schädlinge wie Blattläuse und Bohnenkäfer. Umweltstress wie Hitze darf ihnen ebenfalls so wenig wie möglich anhaben.
Außerdem sollten die Bohnen ihre leuchtend grüne Farbe während des Kochens und der Verarbeitung beibehalten. Eine einheitliche Form und Größe sind ebenfalls wichtig, insbesondere bei der maschinellen Ernte und Verarbeitung.
Bild: Eine einheitliche Form ist wichtig für die Ernte und Verarbeitung.
Die Bohnenzüchtung hat sich erheblich weiterentwickelt, ist präziser, schneller und viel effektiver geworden. Dank moderner Technologien können zum Beispiel die Leistung von Pflanzen vorhergesagt und die besten Kandidaten für die Züchtung ausgewählt werde, was zur Entwicklung robusterer und leistungsfähigerer Bohnensorten führt.
In zehn Jahren werden die Bohnen, mit deren Entwicklung wir dieses Jahr begonnen haben, wahrscheinlich einfacher zuzubereiten sein und eine bessere Haltbarkeit aufweisen. Darüber hinaus werden Bohnen zusätzliche Resistenzen aufweisen und noch weniger Pflanzenschutz und Düngung benötigen, was die Nachhaltigkeit nochmals verbessert.
Jedes Land hat seine eigenen Anforderungen, was beispielsweise das Aussehen oder Resistenzen gegenüber Krankheiten angeht. Die Entwicklung neuer Sorten bedeutet, dass man sich mit spezifischen lokalen Herausforderungen auseinandersetzen und unterschiedlichen Marktanforderungen gerecht werden muss. So benötigen einige Regionen beispielsweise Bohnen mit glänzendem, dunkelgrünem Aussehen, während andere eher hellgrüne Bohnen bevorzugen oder wie der französische Markt, der besonders schlanke, schmale Bohnen bevorzugt, während die USA mittelgroße Bohnen favorisiert.
Bild: Je nach Land und Standort gibt es unterschiedliche Anforderungen an die Bohne.
Eine Bohne, die gegen alle gängigen Krankheiten und Schädlinge resistent ist, einen hohen Ertrag hat, möglichst vielen Menschen schmeckt und einfach anzubauen und zu verarbeiten ist. Außerdem sollten die Bohnen für den Frischmarkt eine ausgezeichnete Haltbarkeit aufweisen, um die Lebensmittelverschwendung zu verringern.
Bei all den Fortschritten in der Pflanzenzüchtung und -forschung, die wir bisher erreicht haben, werden wir sicherlich eines Tages Bohnensorten entwickeln können, die nicht abgeschnitten oder aufgefädelt werden müssen. Das würde das Kochen bequemer machen und ebenfalls dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeschmissen werden
Pieter Van Grieken ist Produktmanager beim Saatguthersteller KWS am Standort in den Niederlanden
Mehr dazu im Video "Der Hitze trotzen – Fortschritt in der Bohnenzüchtung"