Politik setzt Rahmenbedingungen. Sie definiert, welche Anreize für Investitionen bestehen, welche Anforderungen an Umwelt- und Klimaschutz gestellt werden und wie Innovationen gefördert werden.
Wirtschaft – und hier besonders die Landwirtschaft und ihre Partnerbranchen – füllt diesen Rahmen mit Leben. Sie bringt die Innovationen, die praktischen Lösungen und die unternehmerische Energie ein, um nachhaltige Veränderungen umzusetzen.
Erfolgreiche Transformation funktioniert nur, wenn beide Seiten sich als Partner begreifen – nicht als Gegenspieler. Das bedeutet: Politik muss den Mut haben, ambitionierte, aber realistische Ziele zu formulieren. Und die Wirtschaft muss den Willen zeigen, diese Ziele nicht nur als Verpflichtung, sondern als Chance zu sehen.
In der Diskussion um Nachhaltigkeit erleben wir häufig, dass politische Ziele auf einer theoretischen Ebene entwickelt werden, ohne ausreichend auf ihre Umsetzbarkeit in der Praxis zu achten. Das führt zu Frustration – auf beiden Seiten.
Gelingende Kooperation bedeutet deshalb, die Expertise der Praktikerinnen und Praktiker frühzeitig einzubinden. Landwirtinnen und Landwirte wissen am besten, welche Methoden im Stall, auf dem Feld oder im Weinberg tatsächlich funktionieren. Unternehmen aus der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft wissen, welche Technologien marktreif sind. Wenn diese Perspektiven schon in der Gesetzgebungsphase berücksichtigt werden, steigt die Akzeptanz – und die Geschwindigkeit der Umsetzung.
Transformation braucht Kapital.
Egal ob es um regenerative Landwirtschaft, Digitalisierung, ressourceneffiziente Bewässerungssysteme oder neue Stallkonzepte geht – ohne gezielte Investitionen wird der Wandel nur schleppend vorankommen.
Hier hat die Politik zwei zentrale Aufgaben:
Gleichzeitig liegt es an der Wirtschaft, diese Mittel effizient einzusetzen und Innovationen so zu skalieren, dass sie breitenwirksam werden.
Die Transformation der Landwirtschaft ist auch ein Kommunikationsprojekt. Wir brauchen den offenen Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft und Gesellschaft. Transparenz über Ziele, Maßnahmen und Ergebnisse schafft Vertrauen – und Vertrauen ist die Grundlage dafür, dass Maßnahmen von allen Beteiligten mitgetragen werden.
Als Forum Moderne Landwirtschaft erleben wir täglich, wie groß der Effekt ist, wenn Betriebe ihre Türen öffnen, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher erleben können, wie moderne Landwirtschaft funktioniert und welche Fortschritte schon erzielt wurden.
Zu oft wird in der öffentlichen Debatte die Landwirtschaft als Problemverursacher dargestellt. Das greift zu kurz – und verhindert echte Zusammenarbeit.
Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: weg von Schuldzuweisungen, hin zu einem lösungsorientierten Dialog. Politik und Wirtschaft können hier gemeinsam vorangehen, indem sie Erfolge sichtbar machen, Best Practices verbreiten und offen über Herausforderungen sprechen.
Die Landwirtschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Damit dieser gelingt, müssen Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen – mit klaren Zielen, praxisnahen Lösungen, gezielten Investitionen und einer Kommunikation, die Vertrauen schafft.
Nur so werden wir die Ernährung der Zukunft sichern, Klima- und Umweltschutzziele erreichen und gleichzeitig die wirtschaftliche Basis unserer landwirtschaftlichen Betriebe stärken.Lea Fließ, Geschäftsführerin, Forum Moderne Landwirtschaft e.V.