Die Digitalisierung bietet Landwirten vielfältige, neue Möglichkeiten. Im Stall sorgt sie für mehr Tierwohl und auf dem Acker für die Schonung der Umwelt. Ein Beispiel dafür ist der Feldroboter „Dino“, der Unkräuter erkennt und mechanisch entfernt. Die BayWa, die die Robotik als Zukunftsthema fördert, hat ihn im Repertoire – und wir die Chance, Tobias Rapp, Produktmanager von Zukunftstechnologien der BayWa AG, zu befragen: Von der Bedeutung des „Dinos“ für Landwirte bis zur Zukunft der Robotik in der Landwirtschaft.
Der „Dino“ ist ein vollautonomer landwirtschaftlicher Hack-Roboter unseres Vertriebspartners Naio Technologies. Das 2011 gegründete Unternehmen aus Frankreich ist auf landwirtschaftliche Roboter spezialisiert und hat neben dem Dino einen weiteren kleineren Roboter namens „Oz“ im Programm. Im autonomen Modus nutzt der Roboter die Satellitennavigation, die es ihm ermöglicht mit einer Genauigkeit von 2 cm zu hacken. Voraussetzung dafür ist, dass schon während der Aussaat die Spurlinien exakt aufgezeichnet werden. Zusätzlich zur Satellitensteuerung bietet Naio eine Kamera an, die kleinere Abweichungen zur Reihe erkennt und mit einem Verschieberahmen korrigiert.
Er kann zur mechanischen Unkrautbekämpfung bei Gemüse, Kräutern und in Baumschulen eingesetzt werden. Zukünftig soll der Roboter noch vielseitiger einsetzbar sein und auf weitere Kulturen angepasst werden. Derzeit wird z.B. bei Naio Technologies die Anpassung auf den Einsatz bei Zuckerrüben vorangetrieben.
Speziell für Salat bringt Naio in Kürze ein zusätzliches aktives Hackwerkzeug auf den Markt, das nicht nur zwischen den Salatreihen, sondern auch in der Reihe hackt. Eine Kamera erkennt die Umrisse der Salatpflanzen und aktiviert ein Werkzeug, das sich in die Zwischenräume der Reihe hinein- und wieder herausbewegt und so das Unkraut rund um die Pflanze entfernt.
Der Roboter soll den Landwirt besonders bei arbeitsintensiven Tätigkeiten wie der Unkrautbekämpfung unterstützen, für die künftig immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Das Personal auf dem Betrieb kann für andere Tätigkeiten eingesetzt werden, die zu einer höheren Wertschöpfung beitragen. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass in der Landwirtschaft schon jetzt Arbeitskräftemangel herrscht, der sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Für die Erdbeer- und Spargelernte beispielsweise fehlen so viele Arbeitskräfte, dass teilweise die Ernte nicht komplett eingefahren werden kann und auf den Feldern verrottet.
Der Arbeitskräftemangel, die wachsende Weltbevölkerung, rechtliche Vorschriften oder der Wandel im Pflanzenschutz stellen uns in der Landwirtschaft jetzt schon vor große Herausforderungen. Autonome Systeme können den Landwirt vielfach unterstützen und entlasten: Sie schaffen Arbeitserleichterung und Komfortgewinn und tragen zur nachhaltigen Flächenbewirtschaftung bei, indem sie die Böden schonen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Agrarroboter sind ein wichtiger Baustein für eine effizientere und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Bei autonomen Fahrzeugen spielt die Sicherheit natürlich eine wichtige Rolle. Deshalb ist der „Dino“ mit verschiedenen Sicherheitssystemen ausgestattet. An den Ecken sind sogenannte LIDAR-Sensoren angebracht, die optisch mit Laserstrahlen das Umfeld des Roboters erfassen. Kommen Personen oder Gegenstände dem Roboter gefährlich nah, kommt er zum Stillstand. Vor jedem Rad sind zusätzlich drucksensitive Taster angebaut, die bei einer Berührung den Roboter ebenfalls sofort stoppen. Um zu verhindern, dass der Roboter seine Spurlinien oder das Feld verlässt, stoppt der Roboter, wenn kein GPS-Signal mehr empfangen wird. Seine Fahrt setzt er erst fort, wenn wieder ein zuverlässiges GPS-Signal zur Verfügung steht.
Der Dino kann derzeit für die mechanische Unkrautbekämpfung eingesetzt werden und ist speziell für den Einsatz bei Gemüse, Kräutern oder in Baumschulen angepasst.
Wie viele Robotik-Startups hat sich auch Naio Technologies zu Beginn der Entwicklung auf ein ganz spezielles vielversprechendes Einsatzgebiet fokussiert, in dem Fall auf die Unkrautbekämpfung in Gemüse. Es ist jedoch zu erwarten, dass das Einsatzspektrum der einzelnen Roboter sukzessive ausgebaut wird, so dass die derzeit noch spezialisierten Fahrzeuge zukünftig universeller eingesetzt werden können.
Wann wird der DINO im landwirtschaftlichen Alltag eingesetzt werden können?
Mit den Robotern „Dino“ und „Oz“ unseres Partners Naio Technologies bieten wir unseren Kunden schon heute erste autonome Lösungen an. Jetzt, am Anfang, sind Pioniere gefragt, die eine gewisse Affinität zu neuen zukunftsweisenden Technologien mitbringen und bereit sind zu investieren. Bis Roboter den breiten Markt erobert, werden sicher noch ein paar Jahre vergehen. Zuvor sollten rechtliche Aspekt für den Einsatz von Robotern in der Landwirtschaft geklärt werden. In Deutschland fehlt derzeit noch ein konkreter Leitfaden und auch auf EU-Ebene gibt es noch keine rechtlichen Rahmenbedingungen. Wichtig, um das Potenzial der Roboter ausschöpfen zu können, sind außerdem Vorgaben zum Datenschutz, zur Haftung und zur Verantwortung sowie eine gute Mobilfunk-Netzabdeckung nötig.
Das Thema „Robotik in der Landtechnik“ steht aktuell noch ganz am Anfang. Wir als BayWa sehen die Robotik als wichtiges Zukunftsthema und fördern sie deshalb schon heute – so sammeln wir bereits jetzt Erfahrungen mit dieser zukunftsweisenden Technologie
Damit sich der Mehrwert für die Landwirte noch weiter erhöht, müssen die Roboter selbstverständlich stetig weiterentwickelt werden.
Ich bin davon überzeugt, dass in naher Zukunft autonome Systeme unsere Kunden bei der Arbeit auf dem Feld unterstützen und vermehrt in der Landwirtschaft zu sehen sein werden. Das Interesse am Thema Robotik ist bei unseren Kunden schon heute sehr groß und wird zukünftig weiter zunehmen. Für jüngere Generationen, die bereits mit digitalen Technologien aufwachsen, werden Feldroboter einmal so selbstverständlich sein wie Traktoren heute. Wie stark Roboter in den nächsten Jahren allerdings eingesetzt werden, hat neben dem Arbeitskräftemangel und den rechtlichen Rahmenbedingungen sicher auch mit der Akzeptanz in der Bevölkerung, der jeweiligen Flächenstruktur und dem Wandel im Pflanzenschutz zu tun. Aus heutiger Sicht wird für viele Arbeiten der Traktor für den Landwirt nach wie vor unverzichtbar bleiben.