In dem Netflix-Actionthriller Exterritorial ist Annabelle Mandeng aktuell in der Rolle der besonnenen amerikanischen Konsulin zu sehen. Auch sonst ist die durchtrainierte Schauspielerin und Moderatorin im Fernsehen und auf den roten Teppichen der VIP-Partys präsent. Mitte Mai 2025 schlüpfte die Wahlberlinerin statt in eine schicke Abendrobe in ihre grüngrauen Gummistiefel und fuhr hinaus aufs brandenburgische Land. Auf dem Hof von Dr. Thomas Gäbert, Vorstand der Agrargenossenschaft Trebbin, spielte sie nicht nur eine Landwirtin für einen Tag: Sie packte auch ordentlich mit an.
Ich bin im niedersächsischen Bad Zwischenahn aufgewachsen. Als Kinder haben wir Maiskolben von den Feldern und Erdbeeren im Nachbargarten stibitzt. Von daher habe ich ein sehr natürliches Verhältnis zum Land. Hinzu kommt, dass ich schon sehr früh angefangen habe zu reiten. Mit meiner besten Freundin haben wir im Stall ausgeholfen. Wir haben Hufe ausgekratzt und Ställe ausgemistet.
Bislang so gut wie nicht. Erst seit meinem Tag als Landwirtin habe ich endlich eine Vorstellung! In meiner Funktion als Moderatorin habe ich oft Zugänge zu Themen, die ich mir erst erarbeiten muss. So ähnlich ist es jetzt auch gelaufen. Die Landwirtschaft ist ein Bereich, der mich als Verbraucherin sehr interessiert, da ich eine ernährungsbewusste und fitnessorientierte Person bin. Doch erst durch die Aktion ‘Landwirtin für einen Tag‘ konnte ich direkt an der Basis herauszufinden, wie Lebensmittelproduktion und Tierhaltung wirklich funktionieren und sofort den höchsten Respekt vor diesem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt.
Ja, weil ich es grundsätzlich unheimlich wichtig finde, dass wir Verbraucher die regionale Landwirtschaft unterstützen und stärken. Deutsche Produkte sind qualitativ sehr hochwertig, die Erzeugnisse legen kurze Wege zurück, und die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind Besuchern gegenüber sehr aufgeschlossen. Wenn man die Möglichkeit nutzt, die landwirtschaftlichen Betriebe zu besuchen, um hinter die Hoftore zu gucken, hat das mit Sicherheit zur Folge, ein stärkeres Bewusstsein dafür zu entwickeln, wo unser Essen eigentlich herkommt. Denn Tierzucht wird es geben, solange wir Fleisch essen und Milchprodukte konsumieren. So ein Besuch bestärkt uns also darin, uns bewusster zu ernähren und das Tierwohl mehr im Blick zu haben. Das ist gut für unsere Gesundheit und für unser Gewissen!
Ich habe nicht erwartet, dass alles so toll organisiert und miteinander verzahnt ist. Die Agrargenossenschaft bewirtschaftet über 4000 Hektar Land und schaut dazu noch weit über ihren Tellerrand hinaus. So betreibt sie eine eigene Lackiererei, in der die Fahrzeuge und Landmaschinen Instand gesetzt werden und Kantinen und Küchen, in denen mit eigenen Produkten gekocht wird. Vom großen Fuhrpark mit den modernen Landmaschinen einmal ganz abgesehen. Für die Lehrlinge werden Appartements angemietet, sodass die Auszubildenden in Wohngemeinschaften zusammenleben und sich nicht allein fühlen.
Auch über die Effizienz war ich sehr erstaunt. Die Höfe, die zur Genossenschaft gehören, helfen sich gegenseitig und mit 4000 Hektar Land ist das einfach eine Größenordnung, die beeindruckend ist. Neben der ganzen Modernität und Größe geht es aber auch sehr liebevoll und nah zu. So werden zum Beispiel manche Kälber mit Nuckelflaschen per Hand gefüttert.
Zunächst habe ich im Kuhstall das Futter der Kälber ausgetauscht. Sie erhalten eine Art Müsli, also eine Zusammensetzung aus Körnern und Heu. Dies wird vor ihnen ausgebreitet. Damit es besser verdaulich ist, liegt dieses Kälber-Müsli unter einer Folie mit Milchsäurebakterien. Sobald Luft an das Futter kommt, verdirbt es ziemlich schnell. Was also nicht gefressen wird, muss weggefegt und entsorgt werden.
Einen Tag lang Landwirtin sein: Moderatorin und Schauspielerin Annabelle Mandeng packt mit an und hilft im Kälberstall
Die Kälber sind in unterschiedliche Altersgruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat genügend Platz, und ihr Fressen wird ständig erneuert. Die Gitter sind körperhoch, sodass die Tiere darüber schauen können, und sie haben je nach Wetterlage Auslauf. Ich hatte den Eindruck, dass die Tiere auf diesem Hof sehr gut behandelt werden.
Wir sind zu einem Feld gefahren. Dort habe ich einen Trecker gefahren, der so hochmodern wie ein Flugzeug ist. Er verfügt über ein Cockpit mit High-Tech-Computer. In diesen werden die Bahnen, die gefahren werden sollen, einprogrammiert. Sobald das erledigt ist, bleibt der Treckerfahrer nur noch aus Kontrollgründen im Cockpit, denn der Trecker fährt ansonsten autonom. Das heißt der Landwirt ist Supervisor in seinem eigenen Traktorraumschiff. Das hätte ich nicht gedacht.
Weiter gehts mit Traktor fahren: Hier läuft es fast von allein.
Das Feld, auf dem ich mich mit einem Techniker und einem Pflanzenkundler befand, war 55 Hektar groß. Um das mit einer Maschine aufzulockern, benötigt man zehn Stunden. Daher ist so eine fortgeschrittene Technologie auch ein Schutz für die Person hinterm Steuer, da das die Arbeit viel weniger ermüdend macht.
Ich war auf einem weiteren Hof, auf dem die Rindergülle in ein so genanntes Rindergüllefass auf einem Transporter umgefüllt wurde. Den haben Anke, eine Mitarbeiterin und ich zu der Biogasaufbereitungsanlage gefahren. Danach ging es auf ein Feld, um mit dem Geologen Marvin Bodenproben zu nehmen. Dafür habe ich ein 90 Zentimeter langes Rohr mit einem riesigen Vorschlaghammer in den Boden geschlagen. Nachdem es wieder herausgezogen wurde, konnten wir die darin befindliche Erde analysieren.
Geologe Marvin zieht regelmäßig Bodenproben, um je nach Bodenfruchtbarkeit Aussaatmengen zu bestimmen
Je dunkler sie ist, desto mehr Wasser enthält sie. Durch die Bodenproben erfahren die Landwirte, wo ihre Felder am fruchtbarsten sind. Die Ergebnisse werden zum Beispiel in eine Sämaschine einprogrammiert. Je fruchtbarer der Boden ist, desto mehr Samen werden dort ausgebracht. Ist der Boden sandiger, werden weniger Körner gesät.
Ja, aber auch, um die Tiergesundheit zu kontrollieren. Mit Hilfe von Überwachungstechnologien wird bei Tieren gecheckt, ob sie zum Beispiel genügend Nährstoffe erhalten. Die Technologien überwachen Pflanzen, Böden und Tiere rund um die Uhr. Sie analysieren, werten aus und passen an. Dazu wird auch manuell geprüft und überwacht. So hat Dr. Gäbert im Roggenfeld ein Blatt mit einem braunen Fleck in Bodennähe aufgesammelt. Für mich sah dies wie ein harmloser Sonnenfleck aus! Aber tatsächlich war dieser ein Indiz von einer Infektion, die behandelt werden müsse, sollte sie sich weiter ausbreiten.
Wir sind zu einem Blühstreifen gefahren, wo sich Wildbienenvölker regenerieren können. Der Erhalt der Natur ist für die Landwirte lebenswichtig. Manche Menschen glauben, dass solche Blühstreifen Flächen für größere Erträge rauben, erzählte mir Dr. Gäbert, aber so eine Maßnahme ist langfristig einfach klug! Denn wenn wichtigen Insekten aussterben oder die Umwelt durch zu viel Raubbau kaputt geht oder Tiere durch falsche Haltung und Futter erkranken, verlieren die Landwirte am Ende viel höhere Erträge.
Landwirt Thomas Gäbert setzt verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt um.
Der Job ist alles andere als langweilig, denn er ist hochkomplex. Was man alles wissen muss, ist wirklich anspruchsvoll! Das geht über Pflanzenkunde, mathematisches und technisches Verständnis bis hin zum Gefühl für die Natur und Tierwelt. Landwirtinnen und Landwirte kennen keine festen Arbeitszeiten. Sie müssen zu den unmöglichsten Zeiten reagieren, sei es, dass eine Kuh kalbt oder ein Ersatzteil für eine dieser teuren Landmaschinen sofort aus Süddeutschland oder Paris abgeholt werden muss, damit es nicht zu großen Ausfällen kommt. Das alles macht den Beruf abwechslungsreich und hochinteressant! Ein dementsprechendes Studium oder eine Ausbildung in dem Bereich bergen daher tolle berufliche Möglichkeiten.
Landwirtinnen und Landwirte sind echte Allrounder - sie brauchen Wissen über Natur, Pflanzen, Tiere und Technik
Erst einmal war ich dankbar, dass ich das erleben durfte und auch nachdenklich. Ich rate jedem, sich unbedingt einmal einen landwirtschaftlichen Hof anzuschauen, um einen Bezug zur Nahrungsproduktion zu erhalten. Die Landwirtschaft ernährt uns schließlich und ist damit die Basis für unser Leben. Bauern und Bäuerinnen werden oft von oben herab und respektlos behandelt. Das muss dringend aufhören! Und dann noch diese ganzen bürokratischen Hürden. Sie müssen EU-Richtlinien befolgen, deutsche und regionale Vorgaben, die alle unterschiedlich sind. Das kostet unheimlich viel Zeit, die die Landwirte besser mit ihren Tieren oder auf ihren Feldern verbringen könnten. Das sollte die Politik endlich anerkennen. Jede Person, die in der Politik arbeitet, sollte einmal einen Tag auf einem Bauernhof verbringen, um den Arbeitsalltag und vor allem Arbeitsaufwand zu begreifen, denn die Landwirte und Landwirtinnen sind die Versorger der Nation.
Da ich mich vornehmlich von Gemüse ernähre, achte ich schon lange darauf, dass ich regionale Produkte einkaufe. Aber jetzt kann ich auch viel besser nachvollziehen, warum Bioware teurer ist. Die Höfe, zumeist Familienbetriebe, müssen viele komplexe und zeitaufwendige Gesundheitskriterien erfüllen, die einfach Geld kosten. Damit die Betriebe diesen Ansprüchen gerecht werden können und nicht pleite gehen, braucht es daher gewisse Preise. Die sind aber absolut gerechtfertigt und im Hinblick auf unsere Gesundheit die richtige Investition!